Textproben

 

Nach der Geburt

 

Unmittelbar nach der Geburt versuchte man die Zukunft des neugeborenen Kindes günstig zu beeinflussen. Man gab dem Kind ein Geldstück in die Hand, damit es später immer Glück in Geldangelegenheiten habe. Wohl aus ähnlichem Grunde warf der Vater einige Goldstücke in das erste Badewasser des Kindes. Das Geldstück, welches man dem Kind in die Hand gegeben hatte, musste man bis zur Konfirmation des Kindes aufbewahren und dann mit dem Geld, das die Paten ihm anlässlich seiner Konfirmation zu schenken hatten, zusammenlegen und dafür ein Lotterielos kaufen. Dieses sollte dann stets gewinnen.

Hatte gerade eine Hündin Junge geworfen, ließ man das noch ungewaschene Kind einige Male bei ihr saugen. Danach sollte es alles riechen können. Dieser Brauch ist genauer als Übertragungszauber zu definieren.

Damit das Kind später gut lerne, musste der Erste der es anfasste, ihm ein „Vaterunser“ in den Mund („in`t Mund, beten“).

In dem gleichen Bestreben gab man Jungen ein Buch in die Hand. Den Mädchen wurde eine Nadel oder der Stab vom Butterfass in die Hände gelegt, damit sie gut schneidern lernten bzw. in Zukunft immer reichlich Butter beim Buttern erhielten.

 

Fahrt zur Taufe

 

In Göhren musste derjenige, der in die Familie einheiratete, das Kind den Paten übergeben und sprechen: Heidenkind bring ik juch, un’n Christkind bringt ji mi wedder trüch.

Zur Taufe fuhr man den „rechten Weg“ (Dodenweg = Leichenweg), die normale zum Kirchdorf führende Straße, welche auch für die Fahrt zur Trauung benutzt wurde. Während man aber, um zu einem normalen Gottesdienst zu gelangen, einen „Richtsteig“ benutzte.

 

Tod

 

Während der Zwölften durfte man nicht in der Erde graben, da man sonst auch im Kirchhof graben, d.h. jemanden beerdigen müsse. Man durfte nichts vom Hof fahren, da man anderenfalls auch im nächsten Jahr etwas (eine Leiche) vom Hof fahren müsse. Auch backen durfte man nicht, da sonst jemand sterben würde.

In Karenz zog ein alter Mann seine Stiefel einmal an, sobald er sie eingeschmiert hatte, da er sie anderenfalls nicht wieder anbekommen, d.h. dass er sonst sterben sollte. Wenn man während der Blütezeit der Gurken krank wurde, so durfte man sich nicht zu Bett legen, denn:

Wer in dei Gurkentiet sick leggt, den’n geiht dat slecht; dor sitt dei Düwel mit in’t Spill un halt em wenn hei will.

Noch in den letzten Jahren war in der Griesen Gegend der Glaube weit verbreitet, dass man in der Silvesternacht in die Zukunft schauen könne, wenn man sich ein Laken über den Kopf hänge und dann rückwärts auf das Dach des Hauses sehe. Mann könne auf diese Art Geburten, Hochzeiten und Beerdigungen vorhersehen; entsprechende Symbole sollten sich dann auf dem Dach zeigen. Viele Menschen behaupteten aber auch mit Bestimmtheit, dass es in ihren Dörfern Personen gegeben habe, die das zweite Gesicht hatten und besonders den Tod eines Menschen vorhersehen konnten.

Dagegen sollen sich manche Toten selbst angemeldet haben. In Alt Lüblow erzählte mir eine Frau…

 

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