Zusammenstellung der verschiedensten Schriftstücke aus der / über die Griese Gegend
Erzählungen_Sagen_Gedichte_Zeitungsberichte_Aberglauben_Redensarten
aus
Alt Jabel,
Alt Kaliß, Alt Krenzlin, Bockup, Dömitz, Eldena, Findenwirunshier, Göhren, Grabow,
Grebs, Hagenow, Heiddorf,
Karenz, Leussow, Loosen, Ludwigslust, Malk, Malliß, Neustadt, Picher, Polz,
Schmölen, Woosmer |
Titel ,
Autor , Jahr der Veröffentlichung/Niederschrift , Ort der Handlung (wenn
bekannt) [unter der Tabelle finden Sie eine weitere Tabelle,
sortiert nach den Namen der Autoren] |
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1741: „Pferdemusterung“ und ihre Folgen, Rolf Roßmann, 1998, Alt Kaliß |
1807, Johann Christoph David Joachim Dieterich Hartmann, 1807, Dömitz |
1985 begeht Grebs das 700jährige Jubiläum, Hans-Ulrich Thee, 1984, Grebs, Karenz, Eldena |
Ach viel zu früh bist du von mir gegangen, Andreas Friderich Jacob Koch, 1814, Gammelin |
Als die Elde zum ersten Male erwähnt wurde, Hans-Ulrich Thee, 1979, Eldena |
Als noch getreidelt wurde, Hans-Ulrich Thee, 1979, Eldena |
Anekdote um eine Präsidententochter, Rolf Roßmann, 1998, Malliß |
Christenglauben, Hans Heinrich Klatt, 1944 |
Das erste Veloziped in Ludwigslust, Hans Heinrich Klatt, 1959, Ludwigslust |
Das Grab des Slawenkönigs Wantzka bei Karenz, (1985), Karenz |
Das untergegangene Kloster im See bei Neustadt, V. zu W., 1859, Neustadt-Glewe |
Das „Weiße Moor“ urbar gemacht, Ludwigsluster Tageblatt, 1933; Loosen |
Dei Spök von ’n Wischengang, Hans Heinrich Klatt, 1956, Eldena |
Der Bau der Eisenbahn Ludwigslust - Dömitz brauchte einen langen Anlauf, Rolf Roßmann, 1996, Ludwigslust/Dömitz |
Der Gefangene von Grebs, (1985), Grebs |
Der Hexenmeister von Leussow, (1985), Leussow |
Der lange Tischler, Rolf Roßmann, 1998, Alt Kaliß |
Der spukende Bürgermeister auf dem Mittelwerder bei Dömitz, L. Kreutzer, 1859, Dömitz |
Der spukende Trommelschläger in dem unterirdischen Gange zwischen der Festung Dömitz und der hannoverschen Stadt Danneberg, G. F. C. Neumann, 1859, Dömitz |
Die alte Mühle, Bernhardine Schencke, 1895; Hagenow |
Die Baugeister, Bernhardine Schencke, 1895; Ludwigslust |
Die Dorfstelle bei Grabow, 1856, Grabow |
Die goldene Wiege im Kibitzberge bei Dömitz, L. Kreutzer, 1856, Dömitz |
Die Kinderkuhle bei Dömitz, L. Kreutzer, 1856, Dömitz / Polz / Schmölen |
Die Mühlenwerke Markurth in Findenwirunshier, Hermann Otto, 1933; Findenwirunshier |
Die Sage vom Weißen Roß, Rolf Rossmann, 1997, Woosmer |
Die Schlangenkönigin, Bernhardine Schencke, 1895; Eldena |
Eldena gehörte einst zum Kirchspiel Malk, Rolf Roßmann, 2007, Malk |
Freud oewer dat nige Hus, Rolf Roßmann, 1998, Bockup |
Frühling, Hans Heinrich Klatt, 1941 |
Gütertransport auf der Elde, Hans-Ulrich Thee, 1979, Eldena |
Gutes Geld für gute Noten, Rolf Roßmann, 1998, Alt Kaliß |
Hauptfach Religion, Albert Jürgens, 1965; Eldena |
Hexenwahn im 17. Jahrhundert - auch in Göhren, Rolf Rossmann, 2007, Alt Jabel / Göhren |
Hochzeitsbräuche, Prof. Dr. R. Pagenstecher, 1919, Groß Laasch / Griese Gegend |
Im November 1893 gründete sich die Molkerei-Genossenschaft Eldena, Rolf Roßmann, 1996, Eldena |
Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer,
Johannes Gillhoff, 1917; Griese
Gegend/USA |
Luftpostpioniere 1919 bei Dömitz notgelandet, Rolf Roßmann, 1997, Dömitz |
Luftschiffe über Südwestmecklenburg, Rolf Roßmann, 1996, Ludwigslust |
Natascha starb kurz vor Kriegsende, Rolf Roßmann, 1995, Neu Kaliß |
Räthselraden, „Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher und Mecklenburg-Strelitzscher Kalender auf das Jahr Christi 1897“ |
Räuber Wockerpenning, Bernhardine Schencke, 1895; Dömitz |
Vom Marinearsenal in Malliß, Rolf Roßmann, 1998, Malliß |
Von Malliß nach Lübtheen fuhr man mit der Eisenbahn, Rolf Roßmann, 1996, Heiddorf |
Wandertage zum Alt-Kalißer Reuterstein haben Tradition, Rolf Roßmann, 1997, Alt Kaliß |
Wat? Du wist Schaulliehrer sein…?, Alice Klatt, 1979, Eldena |
Wenn bei Capri die rote Sonne, Hans Heinrich Klatt, 1998 |
Wunderbare Erlebnisse eines Knechts aus Alt-Krenzlin bei Ludwigslust in einer Fastnachtsnacht, J.J.F. Giese, 1859, Alt Krenzlin/Picher |
Zum Namen Grise Gegend, Hans Heinrich Klatt, 1957, Griese Gegend |
Dei witte Spök, Hans Heinrich Klatt, 1957, Malk/Göhren |
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Hauptfach
Religion, Albert Jürgens (mein
Großonkel) Wenn auch unseren alten Lehrer, von dem hier die Rede sein
wird, sicher schon längst der grüne Rasen deckt (ich glaube allerdings eher,
daß es „gäler Sand“ sein wird, denn Eldena liegt in der Griesen Gegend), so
sei dennoch sein Name verschwiegen, denn er erscheint in der nachfolgenden
Geschichte nicht gerade als ein Musterbild eines Pädagogen, obgleich er aus
einer der bekanntesten Lehrerdynastien unserer Gegend stammt. Dagegen war an
ihm ein Pfarrer verloren gegangen. Damals, Mecklenburg war noch ein
Ständestaat, war Religion das Hauptfach der Dorfschulen, und die
Schulprüfungen fanden ausschließlich durch den „Preister“ und natürlich nur
in Religion statt. Es war also schon verständlich, daß „Gatt“ so lautete sein
Spitzname bei uns Rangen – meist auch noch die wenigen anderen
Unterrichtsstunden ausfallen ließ und statt dessen sein Lieblingsfach aufs
Tapet brachte. Eigentlich sollte ich persönlich dafür dankbar gewesen sein,
denn der Unterricht bestand zur Hauptsache aus einem gedankenlosen
Herplappern eines für Kinder kaum verständlichen Textes von Gesangbuch- und
Katechismusversen sowie Bibelsprüchen. Und da ich für Auswendiglernen einen
„behöllern Kopp“ hatte, galt ich fälschlicherweise als intelligent und durfte
„Bömelster“ sitzen. Nun, an dem betreffenden Tag hatten wir, wie üblich,
zunächst einen Choral gesungen. So etwa neun Verse! Beim dritten Vers fielen
schon die meisten Sänger aus, sie sangen nur noch mimisch mit; beim siebten
Vers gab auch mein Nachbar, Fritz Willführ, das Rennen auf. Das bedeutete
nicht gerade einen unersetzlichen Verlust für die sakrale Kunst, denn Fritz
sang grundsätzlich jeden Ton falsch, ob aus Prinzip oder aus erblicher
Belastung, blieb unergründlich. Die beiden letzten Verse sangen Gatt und ich
allein; wir lobsangen sozusagen i. V., was Gatt meistens gar nicht auffiel,
denn die Natur hatte ihn mit einer Stimme begabt, die der von Erdmanns
grauweißer Kuh kaum nachstand, und die hielt sämtliche Bölkrekorde in Eldena. Nach Beendigung des etwas strapaziösen Lobgesanges kam
dann das „Bäden“, das jeweils von einem Schüler der Klasse auszuführen war.
Gatt gab das Stichwort: „Wie fröhlich bin ich aufgewacht ...“ – Atemlose
Stille in der Klasse: Wen trifft der Blitz? ... „Paula Busacker!“ „Wie
fröhlich bin ich aufgeeeewacht“ schmetterte Paula, selber zutiefst erstaunt
darüber, daß sie eine ganz „Reeg“ ohne Stocken hergesagt hatte. Auf diesen
Lorbeeren durfte sie schon eine Weile wohlgefällig ruhen. Und Paula ruhte!
„Wie habe ich...“ half Gatt ihr wieder auf die Füße. „Wie hab ich mich
ergeben“ folgerte Paula, bei der sich augenscheinlich religiöse und
patriotische Gefühle ein wenig vertüdert hatten. „...geschlafen sanft die
Nacht!!!“ Gatts Stimme hatte schon einen bedrohlichen Unterton. „Samt die
Nacht!“ echote Paula, wozu das schwierige Satzgebilde noch erst wiederholen?
Wieder trat absolute Stille ein, gegen die das Ganghofersche „Schweigen im
Walde“ ein übler Klamauk gewesen wäre.
– „Hab Dank...“ schubste Gatt seine Delinquentin weiter. Paulas wenige
Gehirnwindungen schlängelten sich wie eine Herde tanzwütiger Kobras, umsonst:
„Hab’ Dank, du Kind der Treue“ geriet sie wieder auf ein falsches Gleis. –
„Hab Dank im Himmel!!!“ schrie Gatt; das war schon längst kein Gebet mehr,
das war wüstes Gebrüll und ganz sicher nicht mehr Gott wohlgefällig. „Hab
Dank im Himmel und auf Erden!“ beendete Paula kurzerhand die fruchtlose
Debatte. Ich bin fest davon überzeugt, daß dieses etwas
hürdenreiche „Gebet einer Jungfrau“, wäre es unzensiert an seinen
Bestimmungsort gelangt, dort sicher erhebliches Schmunzeln hervorgerufen
hätte. Gatt war leider völlig humorlos! Schon beim „Kind der Treue“ hatte es
hier und da in der Klasse verdächtig gepruscht, und bei dem etwas
gewalttätigen Ende des Gebetes preßte das „bömelste“ Mädchen, das mir
gegenüber saß (ich glaube, es war Mike Schütt) ihre immer noch fromm gefalteten
Hände gegen den Mund. Eine vollreife Tomate wäre ein bläßliches Etwas gegen
die Farbe ihres Kopfes gewesen! Es war uns zwar allen klar, daß Lachen
während des „Bädens“ unsere nach Gatts Ansicht ohnehin nur dürftigen
Aussichten, jemals in den Himmel zu kommen, schier aussichtslos werden ließ,
aber helf er sich, wenn es im elfjährigen Bauche kiekst und quält! Da lacht
man nicht, da wird man gelacht. Mike Schütt hatte gut lachen, die verschwand
fast vollständig hinter ihrer walkürenhaften „Vorsteherin“. Ich konnte
nirgendwohin verschwinden. Statt dessen tauchte Gatt vor mir auf, und es
setzte einen gewaltigen Backs gegen mein puterrotes, wenn auch noch immer
fromm geneigtes Haupt. Sensation in der Klasse: Der Bömelste hatte einen
Backs bekommen! Aber der
Kelch meines Leidens war noch nicht geleert! Anschließend wurde das sechste
Gebot durchgenommen. Da hörte ich gar nicht hin, denn mit so etwas wurde ich
ohnehin nicht behelligt, weil ich damit nicht zu fangen war. (Zwar weiß ich
heute, daß ich damals vom Sinn des sechsten Gebotes glücklicherweise auch
nicht die leiseste Ahnung hatte.) In meinen Schmerz versunken hörte ich nicht
einmal, was Gatt mich urplötzlich und unverhofft fragte, und da meine
Nachbarn, starr vor Entsetzen, daß ich „nichts wusste“, nicht einmal daran
dachten, mir vorzuflüstern – vielleicht war die Bande auch nur schadenfroh! –
setzte es einen zweiten, noch gewaltigeren Backs! Sensation dann auch im
Dorfe! Der ewig Bömelste hatte das „Was ist das“ des sechsten Gebotes nicht
gewußt, das doch die alte Harders Mudder noch lücken- und fehlerlos herbäden
konnte. So weit konnte es mit seiner „Klaukheit“ also doch nicht hersein.
Mein Nimbus verblaßte wie eine untergehende Novembersonne! Für mich aber war
das Schlimmste, daß Paula Busacker in der Pause partout mit mir spielen
wollte. Ob aus einem Schuldgefühl heraus oder aus einem Gefühl der
Geistesverwandtschaft, blieb ungeklärt, es genügte aber, um meinem geistigen
Hochmut den ersten, aber entscheidenden Stoß zu versetzen. Und das war,
glaube ich, und ist das einzige Erfreuliche an dieser doch so sehr
betrüblichen Angelegenheit geblieben! |
Räuber Wockerpenning, Bernhardine Schencke Auch eine wohlorganisierte Räuberbande gab es vor mehr als
80 Jahren in Mecklenburg, die die Gegend um Dömitz durch ihre Frechheit und
Gewaltthätigkeit in Furcht und Schrecken setzte. Der Räuberhauptmann Wockerpenning, welcher mit 8 Genossen
in Dömitz selbst wohnte, verübte von hier aus, sowohl im Lande als auch im
Preußischen und Hanoverschen, bei der Elb und Elbeschiffern so viele freche
Einbrüche, daß es sich dabei oft um Leben und Tod handelte und die Leute sich
gezwungen sahen, überall bewaffnete Wächter anzustellen. Einst drangen sie bei Abendzeit in die Wohnung eines
Bäckers ein, raubten in mehrerer Gäste Gegenwart, nachdem sie den Wirth
niedergestoßen, die Casse mit ihrem Gelde und ihren Präziosen und gingen
lärmend fort, von Niemand gehalten; die Polizei-Offiziere waren auf offener
Straße ihren Räubereien ausgesetzt, gingen ihnen daher aus dem Wege, so gut
es sich thun ließ. Einbrüche, Raub, Brandstiftung waren seit Dezennien an der
Tagesordnung, und Alle athmeten erleichtert auf, als endlich auf Betrieb des
Amtes Grabow die Bande gefänglich eingezogen wurde, wobei es sich durch das
Geständniß eines 14jährigen Knabens herausstellte, daß auch sie in Neu Göhren
den gewaltthätigen Einbruch und Raub verübt, bei welchem fünf Menschen
lebensgefährlich verwundet wurden. Als der Hauptmann und einer seiner Genossen, unter denen sich ein berüchtigter Elbpirat
befand, von Dömitz nach Grabow transportiert wurde, sagte er frech zu den
Leuten, die auf dem Markte seiner Abführung beiwohnten: „es befänden sich
unter ihnen noch größere Verbrecher wie er!“ Mit der Gefangenschaft dieser
Räuber hörten jedoch nicht alle Diebstähle an Werthsachen und Vieh auf, noch
mancher Brand fand statt, aber mit dem Anführer hörte die freche Dreistigkeit
auf und es kehrte allmählich Ruhe und Friede wieder in Dömitz ein, und Jeder
hoffte, daß die gewiß harte Strafe der Gefangenen die Uebrigen auf bessere
Wege zurückführen würde. Im höchsten Grade bestürzt, vernahm man nun die Kunde, daß
Wockerpenning und seine Schar aus dem Gefängnis entsprungen sei, ungeachtet
aller möglichen Vorsichtsmaßregeln. Glücklicher Weise gelang es, nach zwei Tagen
die ganz Entkräfteten dadurch wieder zu entdecken, daß ihre Frauen ihnen
Lebensmittel und Zeug heimlich zustecken wollten. Ihrer Bestrafung sind sie
nicht entgangen, hoffen wir, daß sie ihr vergeudetes Leben bereut! |
Die Schlangenkönigin, Bernhardine Schencke Der Kronsberg ist ein kleiner Berg bei Eldena; in diesem
ist eine goldene Wiege tief verborgen und wird von der Schlangenkönigin,
deren Haupt eine köstliche goldene Krone ziert, treu bewacht. Gelingt es nun Jemand, sich ihr soweit zu nähern, daß er
ihr die Krone vom Kopfe entnehmen kann, so ist er zeitlebens ein reicher
Mann, denn er kann dieselbe verkaufen und hat er gar ein Stückchen von ihr
abgebrochen und in der Hand behalten, so hat die Krone die Eigenschaft, daß
sie täglich wieder in ihrer ganzen Herrlichkeit aufs Neue wächst und er
täglich wieder verkaufen kann: die Krone der Schlangenkönigin! |
Die
alte Mühle, Bernhardine Schencke Vor der Stadt Hagenow liegt ein kleiner Berg, der Sandberg
genannt, auf welchem einst eine Windmühle stand, deren Flügel sich lustig im
Winde drehten, wo junge Burschen sich lümmelten. Jahre rauschten vorüber, die alte Mühle verfiel, neue
wurden aufgebaut. Doch sie blieb stehen als Wahrzeichen der Vergänglichkeit,
als Spielplatz der Kinder. Wer aber beschreibt das Wunder? Eines Tages war
die Allen so wohlbekannte Mühle vom Berge wie fortgeweht, keines Menschen
Hand hatte sich ausgestreckt zu ihrem Abbruch, keine Spur ließ die Stelle
noch erkennen, wo sie gestanden, denn blühende Gräser wuchsen dort, wo ihr Fluß
doch eingegraben und kein Splitter eines Sparrens oder eines Brettes war
meilenweit zu finden, obwohl man danach suchte. Wohl haben die Leute jener Zeit verwundert den Kopf
geschüttelt zu dieser seltsamen Begebenheit, doch aufgeklärt hat sie sich
nie, selbst jetzt nicht, wo doch alles Dunkle hell gemacht werden soll. |
Die
Baugeister, Bernhardine Schencke Daß es sehr verschiedenartige Geister giebt, die sich dem
Menschen bald günstig, bald ungünstig erweisen, habe ich mehrfach erzählt, habe
aber jetzt erst erfahren, daß auch Baugeister existieren, die sich dem
Bauherrn in oder bei einem neu auszuführenden Gebäude durch Poltern und
Lärmen recht unheimlich um Mitternacht bemerkbar machen. So bald nämlich das Gebäude so weit hergestellt ist, daß
die Balken und Sparren aufgesetzt werden sollen, dann ist es in der Nacht
zwischen 11 und 12 Uhr in demselben ein Krachen und Toben, als würden alle
Balken und Sparren mit der größten Heftigkeit so durcheinander geworfen, daß
nichts von dem Holze heil und ganz bliebe - dies nun ist der Baugeist! Die
Handwerker sehen dies Poltern als eine gute Vorbedeutung an für einen
glücklichen Verlauf des Baues, daß Niemand dabei zu Schaden kommt und daß der
jetzige, so wie der spätere Besitzer viel Glück und Segen darin erleben
werden. Ein Herr hier in der Nähe ließ ein neues Wohnhaus bauen
und als der Bau so weit gediehen, daß die Balken aufgebracht waren und die
Sparren hinauf geschafft werden sollten, da - siehe, da fand sich der
Baugeist ein und Alle erzählten am Morgen mit Frohlocken, der Baugeist habe
über Nacht vorzugsweise stark rumort. Der Herr war dabei sehr ungläubig und
fragte, was das denn eigentlich für ein Ding sei? Man antwortete ihm: „Ja,
das ist auch kein ordentlicher Geist, der herum geht und Alles durcheinander
wirft - das sind die Gedanken der Bauleute, die am Gebäude arbeiten; wenn sie
des Nachts schlafen, so beschäftigen sich ihre Seelen in Gedanken mit der
Arbeit, die am folgenden Tage vorgenommen werden soll und so entsteht der
Geist!“ In der folgenden Nacht wiederholte sich der Spuk, den sie
Alle gehört und konnten sie nicht genug den großartigen Lärm beschreiben und
doch sagte ein alter Maurerpolier, ein Däne von Geburt, das sei noch nichts
gegen den Spectakel beim Bau der schönen neuen Kirche zu Ludwigslust gewesen,
bei dem er mitgearbeitet. Und von diesem unerhörten Lärm könne man gewiß
annehmen, daß das schöne Gotteshaus lange lange Jahre stehen und vielen
großen Segen verbreiten werde. Der Herr wollte sich mit diesen Erklärungen nicht zufrieden
geben und stellte, da er Diebe hinter diesem Spuk vermuthete, in der dritten
Nacht einen Wächter an, der aber kein Geräusch hörte. Es blieb Alles still,
was die Bauleute dahin erklärten, daß eben der Bau in diesen Tagen so weit
vorgeschritten, daß keine Gefahr für irgend Jemand mehr vorhanden und daß der
Geist damit von hinnen ziehe. Da auch des Herrn Nachfrage, ob die Handwerker des Nachts
sämmtlich in ihren Quartieren gewesen, bejahend ausfiel, so mußte er nolens
volens [ob er will oder nicht] an die Existenz der Baugeister glauben! |
Frühling,
Hans Heinrich Klatt (mein Onkel) Der
Junker Frühling geht durchs Land; Grüne
Farben hat er in der Hand, um die
Bäume grün zu machen, um die
Blümlein aufzuwachen. Auch bei
uns Menschen ist er bekannt, wenn wir
wandern Hand in Hand. Hört die
Bäume wie sie rauschen, seht die
Blumen wie sie lauschen. |
Christenglauben,
Hans Heinrich Klatt (mein Onkel) Warum
hab’ ich nur solche Angst, obwohl
Gott stehet mir bei? Wie du
nur um dein Leben bangst, doch der Tod
lässt auch dich nicht frei! Ein jeder
muß einmal sterben, in’s
Himmelreich kehren ein, Das
Himmelreich zu erben, will ich
gestorben sein. Dann
könn’t ich endlich ruhen, von der
Reise durch die Welt. Ich hätt’
nichts mehr zu tun In der verrückten
Menschenwelt. |
Wenn bei Capri die rote Sonne, Hans Heinrich Klatt (mein Onkel) Wenn bei
Capri die rote Sonne im Meer versinkt und die
ganze Adria nach Tankstelle stinkt dann
mache ich doch ’n Schnitt wie ein Chirurg und
wandre aus – nach Mecklenburg! |
Räthselraden, „Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher und Mecklenburg-Strelitzscher Kalender auf das Jahr Christi 1897“ (‚Voss un Haas Kalender 1897’) 1. Wat vör Schauh gahn nie an de Fäut
entwei? 2. Woveel Arwten gahn in einen Pott? 3. Wohin ging Jakob, als er 13 Jahre alt
war? 4. Wann ist der Schüler über seinem Lehrer? 5. Min Vadder sin Kind, min Mudder ehr
Kind, un doch nich ehr Sähn. Wat is dat? 6. Je mehr es hat, je weniger es wiegt? 7. Wat brennt beter as twei Lichter? 8. In wecken Monat eten de Teterower am
wenigsten? 9. Wo kommen alle Säcke zusammen? In der
Mühle? 10. Es kommt vom Leben, hat kein Leben, und muß
doch Leben tragen? 11. Wat
deihst du jeden Morgen, ihre dat du upsteihst? 12. De
irst is en Namen, de tweit kümmt von’n Swin, dat ganze makt Spaß, wat mag dat sin? 13. Was
ist bei einer Mahlzeit am unentbehrlichsten? 14. Wotau
hewwen de Möllers witte Mützen? 15. Wo
gehen die Gänse im Wasser? Antworten an mich per E-Mail.
Auflösung folgt prompt! |
Das
"Weiße Moor" urbar gemacht Selbsthilfeaktion einer mecklenburgischen Dorfgemeinde Loosen (‚Ludwigsluster Tageblatt’, 03.01. 1933) Im
südwestlichen Mecklenburg, inmitten der sogenannten Griesen Gegend, liegt die
Dorfgemeinde Loosen, malerisch von dunklen Kiefernwäldern umgeben. Kein
Straßenlärm dringt herüber über Heide, Moor und Wald, denn die nächste
Kunststraße endigt beim mehrere Kilometer entfernt liegenden Dorfe Leussow.
Bis zur nächsten Bahnstation sind es drei Wegstunden. Mühevoll ist die Arbeit
der Dorfbewohner, besonders der kleinen Häusler und Einlieger, um die nötigen
Futtermittel für ihre kleine Wirtschaft zu beschaffen. Aus der Sudeniederung
der Redefiner Gegend muß der größte Teil der Landwirte in zwei- bis
dreistündiger Fahrt das Winterheu auf Kuhgespannen, auch ein Charakteristikum
dieser Gegend, heranholen. Um diesem
Übelstand abzuhelfen, schlossen sich vor etwa zehn Jahren 51 Loosener Häusler
zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen,
um das in der Leussower Forst, etwa eine halbe Wegstunde vom Dorfe entfernt
liegende "Weiße Moor" urbar machen:
Noch vor 100 Jahren wurde in diesem 25 Hektar großen Moorgebiet jährlich Torf
für den großherzoglichen Haushalt gestochen und mit Führwerken nach Schwerin
und Ludwigslust befördert. Jetzt ringen um die Heimatscholle die männlichen
Vertreter der Loosener Häusler- und Einwohnerfamilien mit den Tücken des von
Hagebutten und Schlingsträuchern überwachsenen Sumpfes, um daraus wertvolles
Kulturland zu schaffen. Nur von
Oktober bis April können die Männer wöchentlich zwei Tage erübrigen, um an
der Vollendung ihrer selbstgestellten Aufgabe zu arbeiten. Kilometerlange
Gräben, seitlich mit Holzverschalung versehen, laufen durch fünf bis sechs
Meter hohe Sanddünen
und führen das Grundwasser des Weißen Moores zur nahen Rögnitz. Das dazu
benötigte Holz wurde von der Forstverwaltung zur Verfügung gestellt. 1922
begannen die Erdarbeiten. Viele Kubikmeter des am Waldesrand geförderten Sandes
wird in die fast grundlosen Moorlöcher gefahren. Mark für Mark wurde von den
Beteiligten dieses Meliorationswerkes zusammengespart, um die nötigen
Feldbahnschienen, Loren und sonstigen Materialien zu beschaffen. Das zum
Abfahren notwendige Gespann stellt ein Loosener Büdner gegen ein geringes
Entgelt zur Verfügung. Schon nach zweijähriger Tätigkeit winkte der erste
Lohn der mühevollen Arbeit: eine kleine Fläche neu gewonnenen, fruchtbaren
Wiesenlandes konnte den Mitgliedern dieser Arbeitsgemeinschaft zugewiesen
werden. Jeder erhielt etwa 40 Quadratruten zu seiner
freien Benutzung. Im Sommer 1923 fuhren die glücklichen Besitzer ihr erstes
Heu als Winterfutter in die Scheunen. Im weiteren Verlaufe der Jahre ist
nunmehr schon ein Drittel des Moores in ertragfähiges Ackerland verwandelt. Noch
weitere mühevolle Arbeit, und die Romantik des Weißen Moores bei Loosen
gehört der Vergangenheit an. An seine Stelle ist fruchtbarer Nährboden
getreten. 600 000 Kubikmeter Erde mußte durch Menschenhand bewegt werden. 13
563 Arbeitstage
sind bisher geleistet worden. Umgerechnet zum Tagelohn von nur drei Reichsmark
hätte somit, die Urbarmachung allein an Arbeitslohn ein Kapital von 40 689
Reichsmark verschlungen. |
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Eldena gehörte einst zum Kirchspiel Malk, Rolf Roßmann Das Dorf
Malk, das im nächsten Jahr auf eine bereits 850-jährige Geschichte zurückblicken
kann (Göhren: 700 Jahre), ist nicht nur das älteste Dorf in weitem Umkreis,
sondern war auch erster Pfarrort zwischen Sude und Elde. Nachdem
etwa Mitte des 12.Jahrhunderts der Sachsenherzog im Zuge der Ostexpansion
fast das gesamte westliche Mecklenburg unter seine Herrschaft gebracht und
das Bistum Ratzeburg gegründet hatte, wurde das besetzte Land mit Kolonisten
aus Holstein, Niedersachsen, Westfalen, Holland und Friesland aufgesiedelt
und mit christlichen Kirchspielen besetzt. In den unwirtlichen Ländern Jabel
(zwischen Sude und Rögnitz) und Wehningen (zwischen Rögnitz und Elde) mochte
die Kolonisierung durch deutsche Siedler zunächst nicht recht vorankommen. Entgegen
der üblichen Praxis, erst nach der Ansiedlung deutscher Kolonisten mit dem
Kirchenbau zu beginnen, schuf der Bischof von Ratzeburg um 1190 in dieser
wendischen Enklave (Länder Jabel und Wehningen) in dem Dorf Malk ein erstes
Kirchspiel und ließ dort eine „Wendenkirche“ errichten. Fünf Jahre später
entstand auch ein Kirchspiel in Dömitz. Welchen Erfolg die ersten
christlichen Priester bei der Missionierung der Wenden hatten, liegt im
Dunkeln der Geschichte. Erst
nachdem der Ratzeburger Bischoff Isfried dem Dannenberger Grafen Heinrich I.
den „Zehnten“ Ertrag des fruchtbaren Ackers als Gegenleistung für eine
deutsche Aufsiedlung der Länder Jabel und Wehnungen in Aussicht stellte, kam
die Kolonisierung ein wenig in Gang und somit der Sicherung und dem Ausbau
der weltlichen und kirchlichen Macht durch die deutschen Landesherren eine größere
Bedeutung zu. Bereits
1230 konnte der ein Jahr zuvor begonnene Neubau des
Zisterzienser-Nonnenklosters in Eldena geweiht werden. Noch existierte die
kleine Wendenkirche in Malk. Aber nur kurze Zeit nach der Klostergründung in
Eldenaer wurde das Malker Kirchspiel schon wieder aufgelöst und ging auf in
die neugeschaffenen Kirchspiele Eldena und Conow. Malk
fällt zwar die „Ehre“ zu, erstes Kirchspiel in den Ländern Jabel und
Wehningen gewesen zu sein, doch mit nur etwa vierzig Jahren war ihm eine nur
geringe Lebensdauer beschieden. Leider
ist der Standort des damaligen „Gotteshauses“ heute nicht bekannt. Das
möglicherweise nur in Holzbauweise errichtete und vielleicht auch nur als
Kapelle ausgeführte Gebäude hat weder sichtbare Spuren hinterlassen noch lässt
sich dessen Standort aus alten Flurstücksnamen herleiten. Vielleicht
lüften einmal Zufallsfunde den Standort der kleinen Malker Wendenkirche. |
Der Bau der Eisenbahn Ludwigslust - Dömitz brauchte einen langen
Anlauf, Rolf Roßmann Der erste
Spatenstich zum Eisenbahnbau auf mecklenburgischem Territorium wurde im Mai
1844 bei der Anlage des Bahnhofes Ludwigslust getan. Am 15.
Oktober 1846 konnte in Mecklenburg die erste Eisenbahnstrecke in Betrieb
genommen werden. Sie verband zunächst Boizenburg mit Berlin. Es vergingen
dann noch mehr als 30 Jahre, ehe 1890 auf einer der letzten, wirtschaftlich
nicht unbedeutsamen Strecken, der Eisenbahnbetrieb aufgenommen werden konnte. Bereits
im Jahre 1865 berichtete das Ludwigsluster Wochenblatt im Zusammenhang mit Verlautbarungen
anderer Zeitungen über Spekulationen, die den Bau einer Eisenbahnstrecke von
Uelzen über Dömitz - Ludwigslust nach Parchim betrafen. Um den
Eisenbahnbau insbesondere auf der Strecke Ludwigslust - Dömitz
voranzubringen, führten anliegende Städte, Dörfer und Unternehmen in den
folgenden Jahren tatsächlich intensive Verhandlungen. Nachdem
die Regierung 1871 endlich die Konzession zum Bau dieser Eisenbahnlinie
erteilt hatte, scheiterte dessen Realisierung jedoch an den inakzeptablen
Forderungen des in Berlin ansässigen Baukonsortiums. Die Hoffnungen auf eine
Eisenbahnverbindung zwischen Ludwigslust und Dömitz schienen sich sobald
nicht zu erfüllen. Insbesondere
für die Industriebetriebe in Neu Kaliß und Malliß wirkte sich diese
Entscheidung recht ungünstig aus. Gerade sie hatten in den Eisenbahnanschluß
an die Berlin - Hamburger Eisenbahn und zum Dömitzer Elbhafen große
Hoffnungen gesetzt. Die
Besitzer der Papierfabrik in Neu Kaliß und des Braunkohlenbergwerks in Malliß
sahen sich genötigt, über Transportalternativen nachzudenken. Anfang
September 1874 wußte die Rostocker Zeitung zu berichten, daß beide
Unternehmen sich entschlossen hätten, „eine
Pferdeeisenbahn von Dömitz nach Malliß - ca. 1½ Meilen Länge - zu erbauen und
sich somit selbst einen geeigneten Verkehrsweg für den Absatz ihrer Producte
zu schaffen.“ In gleicher Meldung wurde der Hoffnung Ausdruck verliehen,
daß diese Bahn der Anfang der schon seit Langem projektierten Eisenbahn von
Dömitz über Ludwigslust nach Parchim und darüber hinaus sein könnte. Da auch
dieses Projekt nicht realisiert wurde, mußte man Rohstoffe und Industriegüter
zunächst weiterhin per Fuhrwerk und Eldeschiff zu ihren Bestimmungsorten oder
zum nächsten Güterumschlagplatz transportieren. Am
25.05.1887 ermächtigte die Generalversammlung der Aktionäre der
mecklenburgischen Friedrich-Franz-Bahn die Gesellschaftsvorstände, die
Konzessionsbedingungen betreffend, das Neubauprojekt Schwerin - Ludwigslust -
Dömitz mit der Großherzoglichen Regierung definitiv zu vereinbaren. Knapp ein
Jahr später, am 20. April 1888 wurden die von der Regierung an die Erteilung
der Konzession zum Bau der Eisenbahnlinie Schwerin - Ludwigslust - Dömitz
geknüpften Bedingungen durch die Generalversammlung der Aktionäre der
Mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn genehmigt. Die
Direktion hielt den Bau der neuen Eisenbahnlinie für die Interessen der
Gesellschaft bzw. des Unternehmens für äußerst wichtig. Dabei hatte sie im
Auge, daß die Friedrich-Franz-Bahn durch die direkte Verbindung zwischen Elbe
und den Ostseehäfen Mecklenburgs wichtiges Terrain an der Elbe gewinne. Man
erkannte auch die Chance, durch den weiteren Bau einer nur noch kurzen
Bahnstrecke eine direkte Verbindung mit Hannover herzustellen. In diesem
Zusammenhang war zunächst die Befürchtung laut geworden, daß, die Strecke
Ludwigslust - Dömitz auch von „anderer
Seite“ hätte gebaut werden können. Mit der
angedachten Bahnverbindung von Lüchow nach Dömitz versprach man sich auch für
den Dömitzer Hafen einen weiteren Aufschwung. „Durch diese kurze Strecke würde die Verbindung mit Mecklenburg und
Mitteldeutschland und dem großen Harz-Eisenbahnnetze in gerader und kürzester
Route hergestellt sein.“ Der für Dömitz projektierte Hafen suchte
aufgrund seiner Nähe zu Stadt und Bahnhof am gesamten Elbestrom
seinesgleichen. Die direkte Anbindung der Bahn an die Hafenanlagen
ermöglichte eine sichere und bequeme Ent- und Beladung von Schiffen und
Eisenbahn. Im
Dömitzer Hafen wurde auch das Kohlendepot für Ludwigslust, Schwerin und die
Südbahnstationen angelegt. Ende
Januar 1889 waren bei Dömitz die Vorarbeiten so weit beendet, daß „ ...der erste Spatenstich in der Baulinie
gethan, Maschinen, Lowrys und Schienen zur Stelle geschafft und viele
Arbeiter beschäftigt, das Baugeleise für die Bautransporte zu legen.“ Riesige
Erdmassen mußten bewegt werden, um den Bahndamm aufzuschütten. Für den
Bahnkörper, d. h. für den aufzuschüttenden Damm, hatte man dort den Sand
verwendet, der im Frühjahr 1888 durch das Hochwasser und darauffolgender
Dammbrüche angeschwemmt und auf der Groß Schmölener Feldmark abgelagert
worden war. So
verband man auf praktische Weise die Beseitigung der letzten
Hochwasserschäden mit der Beschaffung billigen Baumaterials. In Malliß
begannen die Erdarbeiten zum Bahnbau Mitte März 1889. Zuvor waren dort eine
Bahnschmiede und eine „Budicke“ zur
Beköstigung der Bahnarbeiter eingerichtet worden. Etwa 40 bis 50 Arbeiter,
zumeist aus Schlesien, waren in Malliß mit den Bauarbeiten beschäftigt. Es
mußten der Fabrikkanal, der Bergwerkskanal und die Elde überbrückt werden.
Vom Bahnhof zur Ziegelfabrik war die Verlegung eines Industriegleises
geplant. Die erste
von Malliß nach Dömitz führende Teilstrecke, die zunächst „sekundär betrieben
werden“ sollte, wurde amtlicherseits wie folgt beschrieben: Sie „... beginnt an der Grenze der Feldmarken
Malliß und Göhren, durchschneidet die Feldmark Malliß südlich der neuen
Ziegelei in westlicher und weiterhin nach Überbrückung des Ziegelei- und
Braunkohlen- Kanals in fast südlicher Richtung , in welcher sie sich gleichlaufend
neben dem Sägemühlen-Kanal hinzieht. Unterhalb der Mallißer Sägemühle und in
unmittelbarer Nähe derselben überschreitet sie die neue Elde und verfolgt, im
Allgemeinen eine gleichlaufende Richtung mit der neuen Elde beibehaltend,
innerhalb der Großherzoglichen Forst Kaliß eine südwestliche Richtung, welche
sie auch auf der Feldmark Neukaliß zunächst noch beibehält, dann aber, und
zwar gegenüber der Mühle Findenwirunshier, stärker nach Süden schwenkt und
endlich von der Papierfabrik an eine ganz südliche Richtung annimmt, welche
sie nur in unmittelbarer Nähe der Stadt Dömitz verläßt, um sich an die
Wittenberge - Lüneburger Bahn anzulehnen und mit westlicher Richtung in den
Bahnhof Dömitz einzulaufe ...“. Im Mai
des gleichen Jahres wurde begonnen, die Bahnlinie von Ludwigslust nach Malliß
abzustecken. Wo der
Bahnhof in Eldena angelegt werden sollte, war bis dahin jedoch noch
umstritten. In einer vom Schulzen Jastram am 28. Juni 1889 einberufenen
Versammlung der Bewohner Eldenas kam es zu einer „sehr lebhaften Debatte“, ob der Bahnhof am Ostende des Ortes oder
am Westende liegen solle. „Die zum
Schluß erfolgte Abstimmung ergab, daß die Majorität den Bahnhof am Ostende,
also an der Ludwigsluster Chaussee wünsche.“ Während
die Arbeiten sowohl an den Bahnhofsgebäuden sowie an den Elde- und
Kanalbrücken in Malliß als auch an der übrigen Teilstrecke Dömitz - Malliß
zügig vorangingen, konnte man im August `89 gleiches von der Strecke zwischen
Malliß und Ludwigslust nicht berichten. Über den
tatsächlichen Einfluß der Fabrikbesitzer in Neu Kaliß und Malliß, die größtes
Interesse an einer schnellstmöglichen Fertigstellung der Verbindung zum
Dömitzer Hafen hatten, läßt sich heute nur spekulieren. Am
25.08.1890 jedenfalls erfolgte auf der Papierfabrik Neu Kaliß die erste
Verladung von Papier auf die Eisenbahn. /3/ Die
Teilstrecke Dömitz - Malliß konnte dann Anfang Oktober 1889 erstmals mit
Frachtzügen befahren werden. Bereits zum 01. November 1889 mußten die für die
Strecke Ludwigslust - Dömitz angestellten Bahn- und Weichenwärter ihre
Stellung antreten. Zu
Weihnachten war auch die parallel hergestellte Sekundärbahn Lübtheen - Malliß
fertiggestellt, so daß die in Lübtheen gewonnenen Kalisalze den Hafen in
Dömitz nun über die Schiene erreichen konnten. Nachdem
Ende Dezember die Erdarbeiten beendet waren, konnte am 02. Januar 1890 auf
der Strecke Ludwigslust - Malliß endlich mit dem Oberbau begonnen werden. Die
Arbeiten am Oberbau wurden beidseitig, also von Malliß und Ludwigslust aus,
angefangen. Die
letzten Schwellen und Schienen verlegte man am 05. Februar 1890 zwischen
Göhren und Eldena, ehe mit dem Kiesfahren begonnen werden konnte. Im Januar
1890 hatte man begonnen, das Ludwigsluster Empfangsgebäude umzubauen. Dem
durch die Dömitz - Ludwigsluster Bahn zu erwartenden höheren
Passagieraufkommen hoffte man durch beidseitige Anbauten an das vorhandene
Empfangsgebäude begegnen zu können. Am 21.
April wurde endlich die Brücke über die Berlin - Hamburger Bahn seitens der
Bahnbehörde besichtigt und abgenommen. Der Abnahme vorangegangen war eine mit
drei Lokomotiven durchgeführte Tragfähigkeitsprüfung. Anfang
Mai 1890 waren die Bauarbeiten an der Eisenbahnstrecke Dömitz - Ludwigslust
im wesentlichen abgeschlossen. Am 12. Mai erfolgte die polizeiliche Abnahme
der Strecke, und am 20. Mai 1890 „morgens
9.30 Uhr lief der erste fahrplanmäßige Zug auf der Ludwigslust - Dömitzer
Bahn von Dömitz in den Ludwigsluster Bahnhof ein und hielt am Perron, welcher
bis dahin der Parchim - Ludwigsluster Bahn gehörte, und ist damit die Bahn dem
Verkehr übergeben. Die Locomotive `Hercules` war mit Laubwerk und Fähnchen
geschmückt und der ganze Zug war mit Laubwerk bekränzt. Das Empfangsgebäude
war beflaggt.“ Die
Lokomotive mit den Waggons war bereits am Abend vorher von Ludwigslust nach
Dömitz gefahren worden. Die Jungfernfahrt mit dem entsprechenden Brimborium
sollte nun mal in Ludwigslust enden. Hoch lebe das Protokoll !! Die zur
Streckeneröffnung eingesetzte Lokomotive Hercules zählte 1890 schon nicht
mehr zu den modernsten Lokomotiven der Mecklenburgischen
Friedrich-Franz-Eisenbahngesellschaft (MFFE). Sie war bereits im Jahre 1850
bei Borsig gebaut und bei der MFFE mit der Betriebsnummer 284 in Dienst
gestellt worden. Leider konnte von der Lokomotive weder eine Fotografie noch
eine Konstruktionszeichnung ausfindig gemacht werden. Um eine ungefähre
Vorstellung vom Aussehen der Hercules zu erhalten, läßt sich aber die
Konstruktionszeichnung einer Hercules der gleichen Bauart, aus dem Jahre
1848, heranziehen. (Abb.) /4/ Imposant
an diesem Modell erscheint der vor dem Führerstand aufragende Dampfdom sowie
die Tatsache, daß der Führerstand, wenn später nicht nachgerüstet, der
Konstruktionszeichnung entsprechend, ohne Verkleidung war. Seitlich an den
großen Kesseln der Loks prangten zu jener Zeit beidseitig große
Metallschilder mit dem Namen der Lok: HERCULES. Bis zur
regulären fahrplanmäßigen Inbetriebnahme der Dömitz - Ludwigsluster
Eisenbahnstrecke vergingen nochmals knapp drei Wochen. Ab 01. Juni 1890
verkehrten täglich drei Züge zwischen Ludwigslust und Dömitz. Die Abfahrts-
bzw. Ankunftszeiten waren so abgestimmt, daß die Anschlüsse nach bzw. von
Schwerin gesichert waren. |
Hexenwahn
im 17. Jahrhundert - auch in Göhren, Rolf Roßmann Obwohl
bereits viel zu diesem Thema geschrieben wurde, ist heute noch der Glaube
weit verbreitet, die Hexenverfolgung gehöre ins tiefste Mittelalter. Doch
beim Nachlesen gewahrt man sehr rasch, dass gerade in Mecklenburg die
allermeisten Prozesse und Verbrennungen in die Zeit nach dem Dreißigjährigen
Krieg (1618 – 1648), bis hinein ins 18. Jahrhundert fallen. Insbesondere die
evangelischen Theologen galten während dieser Zeit als die eifrigsten
„Teufelsaustreiber“. Aus der
Zeit zwischen 1570 und 1700 sind für Mecklenburg insgesamt etwa 4.000
Hexenprozesse bekannt. Annähernd die Hälfte der Angeklagten wurde bestialisch
gefoltert und - starben sie zuvor nicht bereits an den Folgen erlittener
Qualen - wurden nach auf diese Weise erpressten Geständnissen tatsächlich
verbrannt. Aus
unserer Region sind Hexenprozesse aus Dömitz (24), Kaltenhof (1) (damals zu
Mecklenburg), Kaliß (2), Göhren (1), Conow 2) und Göhlen (1) bekannt. Im
Ergebnis der infolge erhobener Anklagen durchgeführten „peinlichen
Befragungen“ durch die Büttel des Scharfrichters starben in Dömitz allein
zwei Menschen unter der Folter, zwölf weitere verloren ihr Leben auf so
unselige Weise auf dem Scheiterhaufen. In Jabel
geschah es sogar, dass der damalige Pastor Hengst die Witwe seines
Vorgängers, des Pastors Joachim Bier, Ilsabe, geb. Brockmann, der Zauberei beschuldigte
[siehe Ergänzung unten]. Aus Angst
vor den Folterknechten des Henkers gestand diese bereits nur nach mündlicher
Erklärung der sie erwartenden Foltermethoden. Die vermeintliche „Hexe“ Ilsabe
Bier wurde schließlich am 17. Oktober 1671 öffentlich verbrannt. (Hatte der
Pastor Hengst nun wohl seine Ruhe?) Im Jahre
1687 fand ein Prozess wegen Hexerei gegen die in Göhren wohnhafte Trinen
Möllers statt. Überliefert ist, dass gegen sie keine Tortur (Folter)
angewandt wurde. Ein Urteil gegen die als Hexe bezichtigte Frau ist
allerdings nicht überliefert. Das könnte einerseits bedeuten, dass sie aus
Angst vor den Folterqualen ebenfalls ein „umfangreiches Geständnis“ abgelegt
hatte (Aus Angst vor der Tortur dachten sich viele Angeklagte die obskursten
und phantasievollsten Geschichten aus). Hätte sie tatsächlich einen „Bund mit
dem Teufel“ eingeräumt, wäre sie von des Henkers Knechten auf der
Schinderkarre durch den Ort geführt, auf dem Richtplatz an einen Pfahl
gebunden und dort letztendlich ebenfalls „geschmökert“ worden. Es erscheint
in diesem Fall aber wesentlich wahrscheinlicher, dass die Trinen Möllers im
Dorf Göhren doch so zahlreiche Fürsprecher hatte, dass die Anklage wegen
Hexerei tatsächlich nicht weiter verfolgt, sondern fallen gelassen und die Betreffende
freigesprochen werden musste. [Ergänzung: Geständnis:
Sie wurde von Anna Krumm, Adam Blocks Weib angelernt. Ihr Vertrauter Geist
heisst Hans und habe schwarze Kleider an. Sie habe dem Schmied zu Jabel das Schwein
sterben lassen - da er eine Kuh nicht auslieferte. Schulzensohn Ties Mahnke
ein Beinleiden verursacht, weil er zu nahe bei ihr weggelaufen… Ihr Teufel
habe ihr Korn und Geld gebracht... Nennt weitere Hexen mit dem sie auf dem
Blocksberge war: Unter anderem Pastori Frau von Pastor Herrn Jacob Ansehlen,
in der Stadt Malchow… |
Freud
oewer dat nige Hus, Rolf Roßmann Dat is kort
nah Johannis in dat Johr Achteinhunnertdreeuntwinnig. Franz Fell ut Bocop
steiht vör sien nieget Hus. Hei harr grad noch de Swien utmest, un nu ward
dat al düster. Nich wiet, in de Dann, röpt de Kukuk. Franz
steiht buten an de Hoffpuurt un bekickt sick sien nieget Hus. Noch wier de
letzt` Handslag doran nich mokt. Steen un Holt leegen noch öwerall rüm. Dat
süht noch nah Bugerie ut. Aewer hei, sien Fru un dei Kinner harr`n nu werrer
ehr eegen Hus, worin ehr eegen Betten stünn`. Sei
harr`n sick ok all werrer een Diern un een Knecht tau Hülp nahmen. Up dat
Feld stünn dit Johr dat Kurn recht gaud, un ok müt dat Veih künn` sei
taufräden sien. Un so nöhm Franz sick hüt Abend dei Tied, so annerhalf Johr
trüchtaukieken. Dat wir
in de Betnacht Achteinhunnerttweiuntwinnig, hei seet müt Fru, de fief Kinner,
Diern un Knecht bi dat Abendaeten, un sei kellten sick alltohop müt ehr
Läppels de Hawergrütt ut de grot Schöddel. Buten wier dat all stickendüster.
Dat is müt de leewst Stunn an`n Dag, wenn de Hierd bullert un öllich Hitt
afgaew un wenn de Grütt ok noch satt maken ded. Dor ward
dat up eenmol licht up den` Hoff, un dörch dat Finster flackert dat in dei
Koek. Dat wier doch Fuer! Nich dat de rode Hahn up dat Dak seet? Alleman
wieren fuurts upsprungen un na buten lopen. Dat Reeddak harr vun den`
Schosteen her Fuer fungen. Dor geew dat keen Oewerleggen mihr. Noch harr nich
dat gaanz Dak brennt, aewer dat gadlich Fuer würr immer graller. Fru un
Kinner wiern in dat Hus loopen un sleppten ruut, wat se draegen künn´. Franz,
de Knecht un de Diern wiern ierst up dei Deel loopen. Dei Diern müßt de
Vorräd raeden, Franz un de Knecht dat Veih. As sei de Pierd un de Käuh buten
harr`n, wiern ok all dei iersten Nahwers up den` Hoff un packten müt an. Dat
Fuer würr ümmer gröter, un bald wier aftauseihn, dat dat Hus von den roden
Hahn freten würd. De Nahwerslüd sünd rünnt, un all harr`n hulpen, as wenn dat
üm ehr Eegen güng. Franz
harr Glück in´n Unglück hat, de Swinstall wier kolt bläb`n, een Deel vun den
Husrat un all Veih harr man raed`n künnt. Aewer dat wier Winter, un sei
harr`n nu up eens keen Dak mihr oewern Kopp. De Lüd aewer harrn sick all
ümmer ünnereinanner hulpen. De Nahwer vun de Hoffstäd Nr. 8, Hans Jürgen
Rosien, harr tau ehr seggt: „Bi mi in`t Hus stahn een Stuw un een Timme
leddig. Ick will juch woll Hüsung gäben.“ Den Husrat harr`n sei dumols in dei
Schüün ünnerstellt. Nu wier
dat all anderthalf Johr trüch. In` Mai vörrich Johr harr Franz ut Swerin de
Ore krägen, dat em de Oberförster Bolle ut Kal`ß tau den Niebu vun sien Hus
Isenholt för Hau- un Sächgeld tauwiesen sullt. Dann`bräde harr hei ut den
Forst Ludwichschlust un Wabel krägen. Dei Steen harr hei ut dat Nahwerdörp
haalt. So wier sien Hus allmählich wussen. Bloß dat
Geld würd em knapp. Dor wier em dull hulpen, dat dei Miet för Rosien von dat
Amt Grabau betohlt würr. Nah all
dat Oewelägen geiht Franz nu wedder in`t Hus. Hei striekt noch eens an de
Waschschöddel vörbi un seggt tau sien Fru: “De grot Eik up den Hoff, glöw
ick, ward ingahn. Sei hätt woll doch tau väl Hitt afkrägen. Achter dei Schüün
warr ick woll twee niege Bööm inplanten.“ Dunn plinst hei sien Kathrin so`n
baeten bläumich tau. De weit dormüt wat antaufangen. Sei fot ehrn Franz an de
Hänn, strikt sacht oewer ehr weg un antwuurt: „In de letzt` Tiet hest du dull
marracht. Paß up di up, dat du die dien Knaken nich ganz kaputt mökst.“ Dunn
verswinn` dei Beid in de Dör nah ehr Kammer. |
Von Malliß nach Lübtheen fuhr man mit der Eisenbahn,
Rolf Roßmann Heiddorf
war der einzige Haltepunkt, der nur dem Personenverkehr vorbehalten blieb Im Mai
1888 enthielt die amtliche Beilage des „Regierungsblattes“ die Bekanntmachung
des Großherzoglichen Ministeriums des Inneren, daß der Schachtbaugesellschaft
Jessenitz zu Schwerin auf ihren Antrag die Erlaubnis zur „Ausführung der
Vorarbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Jessenitz über
Malliß zur Elde ...“ erteilt worden war. Wie das
Ludwigsluster Tageblatt wenige Tage später berichtete, waren die Behörden der
von den Vorarbeiten betroffenen Feldmarken angewiesen worden, „den mit der
Ausführung der Arbeiten nachweislich beauftragten Technikern und ihren
Gehilfen das Betreten der Feldmarken behufs der zur Ermittlung und
Feststellung der Richtungslinie erforderlichen Messungs-, Nivellierungs und
sonstigen Arbeiten innerhalb der betreffenden Ortsgebiete zu gestatten ...“. Am
28.07.1888 wurden die Anträge der Direktion zur Ausführung einer
„Sekundärbahn“ von Malliß nach Lübtheen durch die außerordentliche
Generalversammlung der Aktionäre der Mecklenburgischen
Friedrich-Franz-Eisenbahn genehmigt. Die „Zweigbahn“ Malliß - Lübtheen war
hauptsächlich auf den Betrieb des Kalisalzwerkes Jessenitz bei Lübtheen
berechnet worden. Die im März 1889 gegründeten „Mecklenburgischen Kalisalzwerke
Jeßnitz“ beabsichtigten das dort erschlossene Kalisalz abzubauen und zu
Chemikalien und Düngemittel zu verarbeiten. Im
Regierungsblatt Nr. 16 vom 27. April 1889 wird die Bahnstrecke
Malliß-Lübtheen folgendermaßen beschrieben: „Die Eisenbahn untergeordneter
Bedeutung von Malliß nach Lübtheen zweigt sich in südlicher Richtung aus dem
Bahnhofe Malliß der Schwerin-Dömitzer Eisenbahn ab, wendet sich dann nach
Westen und weiterhin vom Dorfe Woosmer ab nach Nordwesten. Sie führt auf
diesem Wege durch die Feldmarken Malliß, Bockup, Raddenfort, Großherzogliche
Forst Heiddorf, Hof Woosmer, Tews-Woos, Neu-Jabel, Alt-Jabel, Großherzogliche
Forst Quast, Großherzogliche Forst Lübtheen, Feldmark Trebs, Jessenitz,
Großherzogliche Forst Lübtheen und Feldmark Lübtheen. Sie ist 23,3 km lang
und wird außer der Anfangsstation
Malliß und der Endstation Lübtheen die Haltestellen Woosmer, Jabel und
Jessenitz für Personen und Güterverkehr, sowie einen Haltepunkt für
Personen-Verkehr an der Chaussee von Ludwigslust nach Dömitz bei Heiddorf
erhalten..“. Da die
Teilstrecke Malliß - Dömitz der Primärbahn von Dömitz - Ludwigslust bereits
Anfang Oktober 1889 mit Frachtzügen befahren wurde, drängten die Aktionäre
der Lübtheener Kalisalzschächte auf eine schnelle Fertigstellung der
Lübtheener Strecke. Die
endgültige Übernahme der Bahnstrecke Malliß Lübtheen erfolgte, nach einigen
Terminschwierigkeiten am 21. Dezember 1889. Die Eröffnung des
Personenverkehrs fand am 28. Dezember statt. Zunächst fuhren auf der Strecke
täglich zwei Züge in beide Richtungen. Nach Fertigstellung des
Streckenabschnittes Malliß - Ludwigslust verkehrten dann fahrplanmäßig drei
Züge in beide Richtungen. Einziger
Haltepunkt, der nur dem Personenverkehr diente, war Heiddorf. Hier, am
Heiddorfer Friedhof, querten die Gleise an einem unbeschrankten Bahnübergang
die Chaussee Dömitz-Ludwigslust. Nur ein einfaches Wartehäuschen bot den
Reisenden hier Schutz vor schlechtem Wetter. Lieschen und Uli Scheper aus
Bockup erinnern sich, daß die Bahnfahrkarten in der benachbarten
Gastwirtschaft des „Jackenkräugers“ Friedrich Koss verkauft wurden. Die
Bahnstrecke Malliß Lübtheen war bis 1945 in Betrieb. Die Gleise wurden nach
Kriegsende im Rahmen der Reparationsleistungen demontiert. |
Luftpostpioniere
1919 bei Dömitz notgelandet, Rolf Roßmann Mit dem
Ende des Ersten Weltkrieges bricht über die während des Krieges aufgeblühte
Flugzeugindustrie die Katastrophe herein. Die Heeresaufträge fallen von heute
auf morgen weg, ein Luftverkehr existiert noch nicht. Hinzu kommen die
Arbeiterunruhen der Novemberrevolution, die die Werke vor zusätzliche
Probleme stellen. Politik und Flugzeughersteller suchen nach Alternativen. So gelang
es Deutschland währen der Zeit zwischen November 1918 und dem Inkrafttreten
der Bestimmungen des Versailler Vertrages im Mai 1920 einen bescheidenen
Luftpostverkehr aufzubauen. Schon am 8. Januar 1919 gründete die Allgemeine
Elektrizitätsgesellschaft (AEG) die Deutsche Luftreederei (DLR), mit der die
ersten Luftpostlinien beflogen wurden. Der erste
offizielle Postflug führte im Februar 1919 von Berlin nach Weimar zur
deutschen Nationalversammlung. Am 1. März 1919 wurde die zweite
Luftpostverkehrsstrecke der DLR, die 260 km lange Linie Berlin und Hamburg
eröffnet. Etwa einen Monat später konnte auf dieser Strecke der
Luftpostverkehr in vollem Umfang aufgenommen werden. So wie
andere Luftpostlinien, wurde auch die Strecke Berlin - Hamburg zunächst mit
Maschinen vom Typ AEG J II und LVG C IV bzw. LVG C V beflogen. Die technische
Ausstattung der Flugzeuge ließ nach heutigen Maßstäben natürlich noch sehr zu
wünschen übrig. So fielen immer wieder einzelne Postflugzeuge wegen
technischer Defekte aus. Auch die Strecke Hamburg-Berlin, auf der 1919
insgesamt 571 Postflüge stattfanden und auf der die Flugzeit damals etwa 3 ½
Stunden betrug, forderte ihren Tribut. In der
Umgebung von Dömitz mußten innerhalb von zwei Monaten drei Postflugzeuge
notlanden. Über diese drei Havarien berichteten auch die damaligen
Tageszeitungen. Am 15.
April 1919 brachte das „Ludwigsluster Tageblatt“ folgende Mitteilung: „Eine
Notlandung des Postflugzeuges von Berlin nach Hamburg mußte Freitag infolge
Motordefekts in Groß-Schmölen vorgenommen werden. Die Weiterfahrt konnte
jedoch gegen Abend wieder aufgenommen werden.“ Das Dorf Groß-Schmölen liegt
etwa drei Kilometer Luftlinie vor Dömitz, und die Menschen hier müssen am 11.
April 1919 über diese Landung sehr erstaunt gewesen sein. Bereits
einen Tag später berichtete die gleiche Zeitung über die mißglückte
Notlandung eines Postflugzeuges in der Nähe von Pinnau, etwa 14 Kilometer
Luftlinie hinter Dömitz: „Das Postflugzeug Hamburg - Berlin mußte Sonntag
morgen (13. April 1919, d. Verf.) infolge Bruches eines Kühlrohres bei Pinnau
(etwa 14 Kilometer nordöstlich von Dömitz, d. Verf.) eine Notlandung
vornehmen. Da die Landungsstelle ungünstig war, geriet das Flugzeug auf
verschiedene Hindernisse, stürzte ab und ist vollständig zertrümmert. Die
Führer sind ohne Schaden davon gekommen, die ungefähr drei Zentner schwere Post wurde in Dömitz aufgegeben.“ Einen
wohl ungewöhnlichen Rückweg nahm das defekte Postflugzeug, welches am 23. Mai
1919 in Heiddorf, etwa sechs Kilometer vor Dömitz niederging. In der Zeitung
hieß es dazu: „Infolge Motordefekts mußte am Freitag (23. Mai 1919, d. Verf.)
in Heiddorf das Postflugzeug Berlin - Hamburg landen. Das Flugzeug mußte mit
der Bahn zurücktransportiert werden.“ Über die Art und Weise des Transportes
wurde nichts Näheres berichtet. Für die Einwohner von Heiddorf, die dem
Flugzeugtransport zusehen durften, muß sich ein interessantes Schauspiel
geboten haben, denn der Bahntransport wird in Dömitz abgegangen sein. Die
damals recht enge Straße, die zwischen Heiddorf und Neu-Kaliß über den
Komplex der ehemaligen Getreidemühle „Findenwirunshier“ führte, wird einer Verladung
auf dem Bahnhof in Neu-Kaliß wohl entgegengestanden haben. Infolge
Treibstoffmangels mußte der regelmäßige Luftpostverkehr Ende Juni 1919 auch
auf der Linie Hamburg - Berlin zunächst eingestellt werden. |
Luftschiffe
über Südwestmecklenburg, Rolf Roßmann Zum
ersten Male erhob sich am 2. Juli 1900 ein Luftschiff am Bodensee. Ganze 10
Minuten hielt sich Graf Ferdinand v. Zeppelin (1838 bis 1917) mit seinem
Luftschiff „LZ 1“ in der Luft. Nach
weiteren Erprobungen glückten die nächsten Flüge erst wieder im September
1907 mit dem „LZ 3“. Bis 1910 steigerte man die Leistung der Motoren auf das
Zehnfache. Durch technische Neuerungen wurden die Luftschiffe fortan nicht
nur leistungsfähiger, sondern auch sicherer. Intensiv arbeitete man am Ausbau
der deutschen Luftschiff Flotte. Vermutlich
erstmals am 29. Oktober 1910 überflog ein Luftschiff das südwestliche
Mecklenburg. Das Luftschiff „Parseval 6“ kam von Berlin und überflog auf
seinem Weg nach Schwerin u. a. auch Ludwigslust. Das „Ludwigsluster Tageblatt
schrieb damals: „Die Fahrt war außerordentlich ruhig und sicher, aber doch
schnell. Ueber der Stadt schien das Schiff in 150 m Höhe zu steuern, später
ging es tiefer. Deutlich konnte man acht Personen in der Gondel sehen. Ein
zahlreiches Publikum begrüßte das Luftschiff auf das Lebhafteste. Diese Grüße
wurden von der Gondel aus erwidert.“ Mitte
November 1911 mußte Ludwigslust auf den in der Tageszeitung angekündigten
Überflug des Luftschiffs LZ 10 „Schwaben“ verzichten. Das auf seinem Flug von
Düsseldorf nach Berlin befindliche Luftschiff „Schwaben“ flog tatsächlich am
19. November über Hamburg nach Berlin, wählte aber den vermutlich kürzeren
Weg entlang der Elbe über Dömitz. Die LZ
10, fertiggestellt im Juni 1911, war eines der erfolgreichsten Verkehrsmittel
der Deutschen Luftschiffahrts-AG. Während ihrer einjährigen Lebensdauer
bewältigte sie über 27000 km. Am 28. Juni 1912, als man das Luftschiff nach
Düsseldorf überführte, stauchte es an einer Hallenwand und verbrannte auf dem
Flugfeld. Als das
Marineluftschiff L 1 im August 1913 von Berlin-Johannisthal nach Hamburg
überführt wurde, überflog es auch südwestmecklenburgisches Territorium. Am
15. August berichtete das
„Ludwigsluster Tageblatt“ aus Dömitz, daß die L 1 nachmittags „...um 3 Uhr in
geringer Höhe nördlich an unserer Stadt ...“ vorüberflog. L 1, ursprünglich
LZ 14 machte seine Jungfernfahrt als Marineluftschiff am 7. Oktober 1912. Da
die Marine ihre Luftschiffe mit > L < bezeichnete ging das LZ 14 dann
als L 1 in die Luftschiffgeschichte ein. Ihm war aber ebenfalls kein langes
Dasein beschieden. Während eines Gewitters am 09. September 1913 wurde es auf
die vom Sturm aufgewühlte Nordsee gedrückt und sank. Ein
weiterer Luftschiffüberflug wurde am 25. Januar 1914 aus Dömitz gemeldet:
„Durch ein Geknatter im Nordwesten (Richtung Hamburg) meldete sich Freitag
das Luftschiff `Sachsen` an, um nach Südosten (Richtung Berlin) seine Fahrt
fortzusetzen. Das Luftschiff flog so niedrig über unsere Häuser hinweg, daß
man es sehr gut beobachten konnte, doch so schnell es kam, so schnell war es
wieder verschwunden, und die Freude hatte ein schnelles Ende.“ Vermutlich
befand sich die „Sachsen“ auf seinem Überführungsflug von Hamburg nach
Potsdam. Sechs
Monate später wurde „Sachsen“ in den Heeresdienst übernommen und im Interesse
des deutschen Militarismus zu Kriegsfahrten eingesetzt. Ab September 1915
Schulschiff der Marine, wurde es schon im Herbst 1916 als veraltet
abgerüstet. Im Ersten
Weltkrieges wurden vorhandene Luftschiffe zunächst zu Aufklärungsflügen, später
auch zu Angriffs- und Bombenfahrten eingesetzt. Nach dem
Kriege verhinderten die Bedingungen der Alliierten zunächst einen weiteren
Luftschiffbau. Erst 1926 legte man die LZ 127, wesentlich bekannter unter dem
Namen „Graf Zeppelin“, auf Kiel. Die spektakulärsten Flüge des 1928
fertiggestellten Luftschiffs führten es nach Amerika (1928) einmal um die
Erde (1929) und in die Arktis (1931). In den
Jahren 1928/29 unternahm LZ 127 auch neun Inlandfahrten. Meine Großmutter,
Anni Winter, erinnerte sich an zwei Inlandflüge, jeweils auf der Strecke
Hamburg - Berlin und zurück. Sie wußte
zu berichten, daß eines Tages überraschend diese mächtig große „Zigarre“ am
Himmel auftauchte. Das Luftschiff, das am Bug den Namen „Graf Zeppelin“ trug,
schwebte langsam und bedächtig über die Gemeinde Neu-Kaliß dahin. Die
Menschen hielten in ihren Tätigkeiten inne und blickten erstaunt und voller
Bewunderung zu dem Luftschiff auf, das relativ niedrig über die Ortschaft
hinweg flog, und sie schauten ihm nach, bis es hinter Häusern und Bäumen
wieder verschwand. Der so
erfolgreiche „Graf Zeppelin“ wurde im März/April 1940 auf Anordnung des
Nazi-Luftfahrtministeriums gesprengt; die Aluminiumteile fanden Verwendung in
der Kriegsindustrie. [Verwendete Literatur: 1.)
Luftschiffe. Peter Meyer. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 1996; 2.)
Ludwigsluster Tageblatt vom 29.10.1910; 18.-20.11.1911; 17.08.1913 und
25.01.1914] |
Im
November 1893 gründete sich die Molkerei-Genossenschaft Eldena, Rolf Roßmann Genossenschaftliche
Produktionsweisen haben eine lange Tradition Erste
Genossenschaften gab es bereits zur Römerzeit. Diese von Armen und Schwachen
immer wieder gegründeten Organisationen entwickelten sich im späten
Mittelalter zu Vereinigungen mit sozial-religiöser und später sozialistischer
Ausrichtung. Während die Genossenschaften unter kapitalistischen
Produktionsbedingungen das Ziel verfolgten, den Profit aus der Ausbeutung
fremder Arbeitskraft brüderlich zu teilen, schlossen die sozialistischen
Genossenschaften, als brüderliche Vereinigungen gemeinsam Arbeitender durch
ihr Prinzip des Zusammenschlusses der Produzenten selbst, eine Ausbeutung
menschlicher Arbeitskraft aus. (Nach Peters synchronoptischer Weltgeschichte,
Universum Verlag München, 1994) Am 09.
November 1892 trafen sich im Lokal des Gastwirts Beckmann die Mitglieder des
landwirtschaftlichen Vereins Eldena zu ihrer Herbstversammlung. Die
Veranstaltung, über die das „Ludwigsluster Wochenblatt“ am 19.11.1892
berichtete, war sehr gut besucht, denn zur Diskussion stand die Gründung
einer Genossenschaftsmolkerei in Eldena. Befürworter
eines solchen Projektes gingen davon aus, daß, wenn sich von den etwa 300
größeren um Eldena gelegenen Höfen etwa 1/3 an diesem Projekt beteiligen
würden, das Projekt leicht ausführbar sei. Jener Befürworter „hob auch noch
hervor, daß die Gründung auf die Wirtschaft der Beteiligten vorteilhaft
einwirken würde und auch daß Eldena seiner äußerst günstigen Lage wegen sich
vorzüglich dazu eigne.“ Nach
einem Bericht über die Zarrentiner Genossenschaftsmolkerei und einer ersten
Debatte wurde beschlossen, „...dem Projekte näherzutreten...“ Auf den
08. Februar 1893 wurde durch den Vorsitzenden des landwirtschaftlichen
Vereins, Herrn Ranterberg aus Dadow, die „Gründungsversammlung“ der
Molkereigenossenschaft Eldena einberufen. Geladen waren auch der Vorsitzende
des Molkereivereins Picher, Erbpächter Beckmann aus Bresegard sowie der
Erbpächter Laase aus Picher. Auf Ersuchen der Eldenaer berichtete Beckmann
über das Pichersche Unternehmen Folgendes: „Gegen das Pichersche Unternehmen
sei von vornherein sehr stark agitiert und wie allgemein bekannt, sei die
Agitation auch heute noch nicht verstummt, sie würde hauptsächlich betrieben
von Viehhändlern, Kaufleuten und sonstigen Gegnern und entspringe dem Eigennutze
und sonstigen unlauteren Motiven. Ja, es sei von den Gegnern sogar das
Gerücht verbreitet, daß die Genossenschaft sich bald insolvent erklären
müsse, denn sie habe keine Milch zu verarbeiten und zahle nur 2½ -4½ per Ltr.
Nun darauf solle sie lange warten! Die Molkerei, welche von 40 Genossen
gegründet sei, koste 35000 Mk. und verarbeite augenblicklich die Milch von
250 Kühen. Die Lieferanten hätten bisher pro Liter ca. 8½ Pf. erhalten können
...“ Auch der
Erbpächter Laase verwies auf den allgemeinen Nutzen einer Molkerei und
empfahl den Anwesenden die baldige Gründung einer Genossenschaft. Abschließend
wurde über das Statut, über welches bereits in einer vorherigen
Kommissionssitzung beraten worden war, abgestimmt. „ Die Annahme desselben erfolgte
einstimmig und wurde die Unterzeichnung von 36 Genossen ausgeübt. ... Dem
Verlangen einiger Landwirte, ihre Beitrittserklärung in den nächsten 14 Tagen
noch machen zu können, wurde nicht Folge gegeben, sondern ihnen nur eine
achttägige Frist zugestanden.“ Im Juli
des gleichen Jahres wurde durch den Maurermeister Blum und Zimmermann Prosch
der Bau des Molkereigebäudes in Angriff genommen. Die erste
maschinelle Einrichtung wurde dann vom Bergedorfer Eisenwerk geliefert. Der
eigentliche Betrieb der Genossenschaft konnte mit einer Menge von 2000 Liter
Milch aber erst am 20. November 1893 aufgenommen werden. Das „Ludwigsluster
Wochenblatt“ schrieb am 22.11. aus Eldena: „Um auch für größere Milchmengen
das zum Betriebe erforderliche Wasser zu verschaffen, wird augenblicklich vom
Brunnenmacher Schweigmann - Ludwigslust eine Tiefenbohrung ausgeführt, welche
deutliche Spuren aufzuweisen hat, daß in hiesiger Gegend Braunkohlenlager
weit verzweigt vorhanden sein müssen. Die vorgenommene Bohrung hat gegenwärtig
die Tiefe von 35 m erreicht und man hofft, in einigen Tagen zu der nöthigen
Kiesschicht zu gelangen, welche das erforderliche Wasser liefern wird.“ Ein Jahr
später zählt die Molkereigenossenschaft Eldena bereits 94 Mitglieder. Auf dem
einjährigen Jubiläumsfest, welches am 23.11.1894 im Lokal des Gastwirts
Schwerin stattfand und das von den Genossenschaftsgegnern scherzhaft als
„Buttermilchs- und Magermilchsball“ bezeichnet wurde, konnte man bereits „mit
Ruhe der Weiterentwicklung“ des Unternehmens entgegensehen. |
Wandertage
zum Alt-Kalißer Reuterstein haben Tradition, Rolf Roßmann Im Jahre
1885 errichteten Verehrer des beliebten mecklenburgischen Schriftstellers
Fritz Reuter in der Kalißer Heide dem Dichter zu Ehren einen Gedenkstein.
Dieser steht an der Kreuzung zwischen Kaliß, Neu-Kaliß, Liepe und Göhren, an
jener Stelle, von der Fritz Reuters Frage an seinen Hund Schüten überliefert
ist: „Ja, aewer wecker Weg was de rechte?“ In den
folgenden Jahrzehnten war der Reuterstein Ausflugsziel unzähliger Interessierter,
die per pedes, mit dem Fahrrad oder mit dem Wagen kamen, die frische Waldluft
genossen und sich gelegentlich vor dem Reuterstein auch ablichten ließen. Bis
in die zwanziger Jahre, so ist überliefert, fanden am Reuterstein alljährlich
auch sogenannte Reuterfeiern statt. Während
der Kriegs- und Nachkriegsjahre kam man in die Nähe des Reutersteins dann
hauptsächlich zum Sammeln von Pilzen, Beeren und Kräutern. Nach
langjähriger Vernachlässigung wurde der Reuterstein mitsamt Fundament erst
1965 durch die LPG-Baugenossenschaft „Reuterstein“ wieder instandgesetzt. Im Juni
1980 fand erstmalig eine durch den Dorfclub Kaliß organisierte Wanderung zum
Reuterstein statt. Ilse und Otto Jahnke aus Neu-Kaliß, die beide von Anfang
an dabei waren, erinnern sich, daß damals mit den Kindern am Reuterstein
Kreisspiele gemacht wurden und die Erwachsenen sich an den Lüftchen labten,
die durch den umliegenden Kiefernwald strichen. Hans Buß
erinnert sich an die zunächst sehr private Atmosphäre dieser
Ausflugsveranstaltung. Familie Jahnke stimmte Lieder an und Inge Wilk aus
Raddenfort begleitete die Sängerschar auf dem Akkordeon. Im
Marschgepäck hatten die Wanderer und Radler Schmalzstullen und Kaffee, Speck
und Schwarzbrot, Erdbeeren und Limonade. Zeitweise
fand der Wandertag im Rahmen der „Woche der Jugend und des Sports“ statt. Der
Dorfklub lud auf Handzettel „jung und alt“ zur Reuterstein-Wanderung ein. So
fanden immer mehr Menschen den Weg in die Kalißer Heide. Ab 1985
wurde diese Wanderung durch den Dorfklub Kaliß als Volkswandertag
organisiert. Von da an erwartete die Ausflügler am Ziel ein Kulturprogramm.
Hartmut Brun aus Polz, der als einer der eifrigsten Initiatoren dieser
Veranstaltung gilt, las aus Dichters Werk und das Orchester der sowjetischen
Garnison Ludwigslust erfreute die Anwesenden mit Blasmusik. 1985 folgten dem
Aufruf des Kalißer Dorfklubs bereits mehrere hundert Menschen. Heute
wird am Reuterstein anläßlich jährlich des am ersten Septembersonntag des
durchgeführten Literarischen Wandertages an Fritz Reuter und andere
niederdeutsche Autoren in Form von Lesungen im Rahmen eines kleinen
Volksfestes erinnert. Organisator ist heute das Amt Malliß. 1996 kamen etwa
1000 Literatur- und Wanderfreunde zum Reuterstein. |
Die
Sage vom „Weißen Roß“, Rolf Roßmann Kurz nach
dem 30jährigen Krieg wurde an einem rauhen Herbsttag an der Wegkreuzung
zwischen Woosmer, Rüterberg und Wehningen eine merkwürdige Grenzmarkierung
vollzogen. Auf dem
Grenzweg zwischen Mecklenburg und Niedersachsen bewegte sich seinerzeit ein
sonderbarer Trupp. Voran, auf einem Schimmel, ritt der „Edelmann“ von Bülow.
Begleitet wurde dieser von einem Gerichtsschreiber und drei Wehninger
Dorfbewohnern. Die Wegscheide zwischen Woosmer und den Wehninger Ländereien
sollte an diesem Tage festgelegt und markiert werden. Von Bülow war mit den
Woosmerschen seit langem in einen Grenzstreit verwickelt. Dessen Ausgang
wollte er nun durch vollendete Tatsachen endlich zu seinen Gunsten beenden.
Die Bauern sollten anschließend die Richtigkeit der Grenze beschwören. Nun wußte
der Freiherr von Bülow, daß die Bauern sehr gottesfürchtig waren und sie das
„himmlische Gewissen“ nach dieser Tat wohl mächtig plagen könnte. So hatte er
eine List ersonnen. Er ließ die Bauern eigene Erde in die Stiefel schaufeln
und wies sie an, während des Grenzabsteckens ruhigen Gewissens zu behaupten,
„Wohrhaftigen Gott, hier stah ick up uns´ eegen Grund un Bön, denn hier geiht
de Scheid`!“. Auf diese listige Weise sollten den Bauern ihre Skrupel
genommen werden. Doch
diesen schauderte ob des falschen Zeugnisses: „De Herrgott ward em strafen
vör sien Leigen, un gaud kann em dat hiernah nich gahn.“ Vor allem wegen
seines Eides auf die Zeugenschaft seines „Herrgotts“ wurde dem Freiherrn von
Bülow nach der folgenden Gerichtssitzung das Recht und somit das strittige
Land zuerkannt. Wenige
Monate nach der Gerichtsverhandlung starb der Freiherr von Bülow. Sein Geist
aber sollte nicht zur Ruhe kommen. Vorbeikommende wollen den Freiherrn
oftmals um Mitternacht, kopflos und auf seinem Schimmel sitzend, die
Wegscheide entlang reiten sehen haben. Sie wollen die Rufe des alten von
Bülow vernommen haben: „Hier geiht de Scheid!“. Auch das rhythmische Klopfen,
welches auf das Einschlagen von Pfählen herrühren könnte soll zu diesen
Zeiten die nächtliche Stille durchbrochen haben. [Nach einem 1922 gefertigten
Manuskript des Kantors Koop aus Wehningen, welches mir der ehemalige Lehrer
Walter Hülß aus Kaarßen freundlicherweise zur Verfügung stellte.] |
Natascha
starb kurz vor Kriegsende, Rolf Roßmann Vor etwa
fünf Jahren hielt ich das Bild mit dem wehmütigen, aber hübschen
Mädchengesicht das letzte mal in den Händen. Ihr Haar war auf dem Rücken zu
einem Zopf zusammengeflochten. Natascha
war eine der unzähligen Fremdarbeiterinnen, die die deutschen Faschisten während
des Zweiten Weltkrieges aus den besetzten Gebieten verschleppten, um sie für
sogenannte Sonderaufgaben in Fabriken und auf Bauernhöfen einzusetzen. In Neu
Kaliß wurden etwa einhundert der Papierfabrik zugeteilt, die den Titel
„Spezialbetrieb der deutschen Rüstungsindustrie“ führte. Für den
Umgang mit Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern aus den Ostgebieten, zu denen
auch Natascha zählte, schrieb der „Sonderdienst der Reichspropagandaleitung“
verschärfte Regeln vor: „Das Zusammensein mit den Ostarbeitern hat sich
allein auf die gemeinsame Arbeit zu beschränken. Auch die Papierfabrik in
Neu-Kaliß hielt sich an diese Vorschrift. Ostarbeiterinnen und -arbeiter
lebten in einer von den übrigen getrennten Baracke unweit der Elde. Dieselbe
Baracke wurde zu DDR-Zeiten noch viele Jahre von der POS Neu Kaliß für den
Sportunterricht genutzt. Gemeinsame Essenpausen für FremdarbeiterInnen und
deutsche ArbeiterInnen gab es auch in Neu Kaliß nicht. Wie befohlen
erledigten die OstarbeiterInnen auch in Neu Kaliß überwiegend schwere
Arbeiten. Dazu gehörte u. a. die Belieferung der MaschienenarbeiterInnen,
sowie der weitere Transport der Zwischen- und Fertigprodukte. Persönliche
Kontakte ließen sich bei dieser Art von Arbeiten nicht vermeiden. Man
bedankte sich für Handreichungen, tauschte Freundlichkeiten aus und war nicht
sonderlich bemüht, vorhandene Sympathien zu verbergen. Es waren
alles bescheidene Menschen, die bei der gemeinsamen Arbeit zu Kollegen wurden.
Die Neu Kalißer erfuhren von der Melancholie und vom Heimweh der Fremden.
Großes Heimweh bemerkten sie bei der erst 17-jährigen Natascha. Sie fand
Anlehnung und Zuwendung bei einer Arbeiterin aus Dömitz, namens Ella Diehn
und auch meine Großmutter schloß Natascha in ihr Herz. Natascha schenkte ihr
ein Foto von sich, jenes, das ich jetzt vermisse. Am
29.04.1945, einem Sonntag, wenige Tage vor Kriegsende, überflogen alliierte
Bombengeschwader die Elbe. Während im Luftschutzkeller der Papierfabrik eine
kirchliche Kindstaufe stattfand, mußte ein Teil der Gefangenen den Fabrikhof
fegen, unter ihnen auch Natascha. Plötzlich ertönte Sirenengeheul. Die
Gefangenen wurden zum Weiterfegen gezwungen. Ein das Geschwader begleitender
Jäger drehte ab. Nur wenige Salven feuerte er auf die überraschten Menschen
ab. Zwei Mädchen überlebten diesen nur kurzen Beschuß nicht: Natascha
Borisenkowa (17) aus Smolensk und Olga Terentenko (20) aus Petrekowka. Die
beiden noch blutjungen Mädchen wurden am darauffolgenden Tag auf dem Friedhof
in Neu Kaliß beigesetzt, beide gemeinsam in nur einem Sarg. Zusammen mit dem
Landwirt Rudolf Rienitz (76), der auf dem Treck verstorben war und dem
„Ostarbeiter“ Dimitry Dschelenko (19), der bei Munitionsaufräumungsarbeiten
verunglückter, erhielten sie eine gemeinsame Grabstelle und einen gemeinsamen
Grabstein. |
Vom
Marinearsenal in Malliß, Rolf Roßmann Im Jahre
1937 begann die Deutsche Kriegsmarine in Malliß, westlich der Dömitzer
Chaussee, ein Arsenal für Wasserminen (Seeminen) anzulegen. Auf dem Gelände
des sogenannten Marinearsenals wurden von 1937 bis 1939 eine große Anzahl
Depothallen errichtet. Diese hatten eine Grundfläche von etwa 20 x 8 Meter
und das Aussehen von halben Ovalen. Sie waren mit Gras und Buschwerk gegen
Luftbeobachtung getarnt. Noch heute fallen auf dem Arsenalgelände die in
dieser Gegend untypisch vielen, zur Tarnung angepflanzten Ginster- und
Weißdornsträucher auf, die heute nur noch die unzähligen Trümmer in diesem
Waldgebiet bedecken. Die ins Erdreich eingegrabenen Konturen der Depots sind
auch heute noch meistenteils sehr gut erkennbar. Der An-
und Abtransport der Seeminen, die hier nicht hergestellt sondern nur gelagert
wurden, erfolgte ausschließlich über den Schienenweg. Hierzu hatte man das
Marinearsenal 1939 über die Gleisanlagen des ehemaligen Kalischachtes an den
Mallißer Bahnhof angeschlossen. Um eine direkte Kreuzung der gefährlichen und
geheimzuhaltenden Fracht mit der heutigen B 191 zu vermeiden, wurden die
Gleisanlagen am Abzweig nach Conow mit einer Straßenbrücke überbaut. Die
normalspurigen Gleisanlagen endeten, vom Bahnhof kommend, kurz hinter einer
der beiden Toreinfahrten des Arsenals an einer Verladerampe. Über diese
wurden die Seeminen, die bekanntlich nach ihrem Verlegen nur mit den
stachelförmigen Zündern aus dem Wasser ragten, auf eine Schmalspurbahn
verladen. Die Gleisanlagen der Schmalspurbahn führten zu jedem einzelnen
Depot und durchzogen so netzförmig das gesamte Gelände des Marinearsenals. Das
Terrain des Arsenals galt als militärisches Sperrgebiet, war aber nur mit
einem einfachen Maschendrahtzaun gesichert und wurde von Angehörigen der
Kriegsmarine bewacht. An den
Torpfeilern des Haupteinganges waren jeweils stilisierte Minenreliefs
angebracht, deren Aussehen man heute an den abgeschlagenen Resten nur noch
erahnen kann. Auch der Standort der das Arsenal schmückenden „Minenfontäne“
läßt sich an Hand der Mauerreste bestimmen. Die in
Dömitz hergestellte Fontäne bestand aus einer auf einem quadratischen
Natursteinsockel ruhenden Seemine, aus der Wasserfontänen herausspritzten.
Diese Plastik war nochmals mit einer ebenfalls quadratischen Natursteinmauer
umgeben. Gegenüber
dem heutigen Spanplattenwerk hatte man fünf oder sechs Baracken errichtet,
die zunächst den Bauleuten, später den einfachen Wachmannschaften als
Unterkunft dienten. Etwas besser wohnten die Offiziere in der sogenannten
Arsenalsiedlung in Malliß, die heute sogar unter Denkmalschutz steht. Der
Kommandant, ein „Admiral von ...“ und andere hohe Marineoffiziere wohnten in
den beiden Häusern an der B 191 in Dömitz, in denen heute ein Seniorenheim
untergebracht ist. Wievielen Menschen, sowohl Zivilisten als auch Soldaten,
mögen die einst hier gelagerten Minen schwere Verletzungen oder den Tod
gebracht haben? Das Marinearsenal hinterließ wohl eine der unrühmlichsten
Narben, die dem sonst so interessanten und reizvollen Wanzeberg je geschlagen
wurden. Uli
Scheper aus Bockup weiß zu berichten, daß im Arsenal auch Zivilbeschäftigte
aus den umliegenden Dörfern angestellt waren. Dies betraf vor allem
technische Berufe, wie beispielsweise Elektriker, Schlosser u. a.. Als in den
letzten Kriegstagen in Malliß amerikanische Truppen einzogen, erkannten auch
die Wachmannschaften des Arsenals die Sinnlosigkeit jeglichen Widerstandes.
So übergaben sie das Mallißer Marinearsenal und sich selbst kampflos an die
amerikanischen Truppen. In der
Kolonne, die wenig später auf den Weg in Richtung Westen in Marsch gesetzt
wurde, marschierte auch der Sohn eines Friseurmeisters Schütt aus Heiddorf.
Als die Gefangenen durch Heiddorf zogen, standen die Menschen vor ihren
Häusern an der Straße. Vor seinem Elternhaus in Heiddorf gelang es dem
Gefangenen Schütt, sich aus der Kolonne zu lösen und zwischen den
Schaulustigen zu verschwinden. Mit viel Glück war er so einer ungewissen
Gefangenschaft entronnen. Vielleicht hatte auch einer der Wachsoldaten ein
Auge zugedrückt. Weniger Glück hatten Wehrmachtsangehörige, die auf der
Ladefläche eines Lkws ihren Weg in die Gefangenschaft antreten sollten. Deutsche
Soldaten hatten in letzter Minute noch viele Straßen vermint. Eine Panzermine
am Ortseingang von Bockup konnte glücklicherweise noch rechtzeitig entschärft
werden. Die Verminung der Chaussee von Malliß nach Heiddorf hatte allerdings
schlimme Folgen. Das Fahrzeug mit den Gefangenen fuhr in der
Heiddorf-Bockuper Kurve, etwa zwei Kilometer südlich des Marinearsenals auf
eine dieser heimtückischen Waffen und flog mit seiner menschlichen Ladung in
die Luft. Da sich
bisher niemand an das genaue Datum dieses Unglücks erinnern konnte, bleibt zu
vermuten, daß es sich am 2. Mai 1945 ereignete. An diesem Tag wurde im
Kirchenbuch der Gemeinde Neu Kaliß, zu dem auch Heiddorf gehört, der Tod von
vier Wehrmachtsangehörigen vermerkt, die unterschiedlichen militärischen
Verbänden angehörten und die, nach der Erinnerung von Zeitzeugen, nicht Opfer
von Kampfhandlungen gewesen sein konnten. Diese
vier Soldaten und ein weiterer Soldat, dessen Tod im Neu-Kalißer Kirchenbuch
zwei Tage später vermerkt wurde, begrub man unweit der Unglücksstelle, auf dem
Friedhof in Heiddorf. |
Gutes
Geld für gute Noten, Rolf Roßmann Es war
kurz vor dem ersten großen Krieg, als an einem Sonnabendnachmittag drei
Dömitzer Geschäftsleute mit dem Kutschwagen eine Landpartie zum Reuterstein,
der in den Kalißer Tannen am Kreuzweg zwischen Liepe und Neu-Kaliß steht,
unternahmen. An dem aus Findlingen erbauten Gedenkstein ließen die Herren
sich in der Heide nieder. Hier packten sie ihre mitgebrachten Weinflaschen
aus und begannen sich Brot, Speck und Wurst übers Messer zu schneiden. Die
drei Rastenden ließen sich ihr Picknick wohl schmecken und genossen die
frische Luft von Wald und Heide. Der
Reuterstein war aber nicht das einzige Ziel der drei Ausflügler. Sie wußten,
daß im nahen Kaliß am Abend zur Tanzmusik aufgespielt werden sollte. So
standen sie mit ihrem Kutschwagen wenig später vor dem dortigen Gasthaus des
Krügers Schulenburg. Die drei Kaufleute ließen sich an einem Tisch im
Schankraum nieder. Durch Kutschfahrt und Wein waren sie bei bester Laune und
amüsierten sich nun bei Bier und Köm als schon die Tanzgäste auf den Saal
eilten und die Tanzmusik bereits begann. Mit den vorbeiströmenden Gästen
scherzten sie auf allerlei Art. Besonders
der eine von ihnen hatte, wie man so sagt, „ümmer een Hasenpot in de Tasch“
(er war immer zu einem bösen Späßchen aufgelegt). Für einen Schabernack hatte
er sich aber ausgerechnet den Krüger Schulenburg ausgesucht, winkte ihn heran
und provozierte ihn mit ernster Mine: „Lettst du di dat gefall`n Schulnborch?
Half un vittel Noten smieten´s di hier mang dien Musik. Hürst du dat gor
nich?“ Krüger
Schulenburg war erst einmal baff. Aber daß er als Geschäftsmann hier
vermutlich betrogen werden sollte, sah er nicht so gern. Schnurstracks lief
er auf den Saal, stampfte auf die Bühne und baute sich vor den Spielleuten
auf: „Beermann wat smittst du ümmerto vittel un half Noten dor mang? Glöwst
du, ick hür dat nich? Kriggst du nich för vull betahlt?“ [Frei nach Schwank-Sammlung
Wossidlo] |
1741:
„Pferdemusterung“ und ihre Folgen, Rolf Roßmann Das Dorf
Kaliß, welches am Rande der Griesen Gegend, in Sichtweite vor Dömitz liegt
und vor zweihundertfünfzig Jahren noch Calitz geschrieben wurde, war mehr als
dreihundert Jahre lang verwaltungsmäßig zweigeteilt. Ein Teil des Dorfes
unterstand seit dem 15. Jahrhundert dem Amt Dömitz, der andere Teil gehörte
zum Amt Grabow. Eine solche Ämter-Zweiteilung war recht ungewöhnlich. Daraus
resultierten so mancherlei Schwierigkeiten. So
erfuhren im Sommer 1741, es ist das Jahr, in dem der Herzog Karl Leopold auf
schwedischen Druck die Stadt Wismar verlassen mußte und nach der Festung
Dömitz zurückkehrte (wo er 1747 auch starb), mecklenburgische
Regierungsbeamte aus der Zeitung (!), daß ein Grabower Landreiter im Dorf
Calitz, eine „Pferdemusterung“ vorgenommen hatte. Zur Aufklärung der
offensichtlichen Amtsüberschreitung des Grabower Beamten ordneten die
diensteifrigen Beamten eine Untersuchung an. Im laufe
der Ermittlungen wurde es von den herzoglichen Beamten „...für nöthig
befunden, und gnädigst verordnet, daß ihr Schultz Johann Bahde aus Calitz im
Beyseyn des Amtmanns Seitzen zu Dömitz dieses Vorgangs wegen, eidlich
abgehöret werden solte.“ Nach
Ablegen des „abgeschworenen Eides ... auf Gott und sein heiliges Wort“ hatte der
Calitzer Dorfschulze auf drei Fragen des Amtmann Seitzen Auskunft zu geben. Auf die
Frage, ob er wisse, daß im Dorf Calitz Pferde ausgesucht und gekennzeichnet
worden waren, antwortete Bade: „Ja, das wäre am Freytag voriger Woche
geschehen, und zwar durch den Pracher-Voigt (prachern = betteln, großtun,
geizen; R.R.) oder Destrict-Reüter aus dem Grabowschen Amt, der Gestalt, daß
derselbe auf die Bauernhöfe gegangen, von jedem Bauern ein Pferd genommen und
solches auf dem rechten Vorderblat mit einem L. ausgeschoren.“ Desweiteren
gab der Calitzer Dorfschulze zu Protokoll: „Es wäre ihnen befohlen, daß jedes
Pferd bis auf weitere Ordre im Dorf bleiben, begehrten falls aber bey vier
Pferden ein Mann seyn solle, um solche erforderten orts zu liefern. Der Dorfschulze
Bahde gab auf Anfrage schließlich noch an, daß diese „Ordre“ in beiden
Dorfhälften bekannt gemacht worden sei. Nach Beendigung des Verhörs, das der
„Regirungs-Secretarius“ Ditmann zu Protokoll genommen hatte, bekam Bahde
dieses vorgelesen und mußte die Richtigkeit der Niederschrift bestätigen.
Dann wurde er entlassen. |
Anekdote um eine Präsidententochter, Rolf Roßmann Zu DDR-Zeiten war das
„Westfernsehen“ staatlicherseits zwar geächtet, doch dort, wo der Empfang
möglich war, kümmerten sich die wenigsten um diese Sorge von Partei und
Regierung. So waren in den Einzugsgebieten von ARD und ZDF die Politiker der
BRD oftmals besser bekannt, als die Minister und Politbüromitglieder der DDR.
Das führte mitunter zu kuriosen Begebenheiten. Im
November 1968 weilte Elly Winter-Pieck, Tochter des ersten Präsidenten der
DDR, Wilhelm Pieck, drei Tage in dem grenznahen Kreis Ludwigslust. Zu ihrem
Programm gehörte am 26. November die Einweihung eines Gedenksteins in der
Polytechnischen Oberschule „Wilhelm Pieck“ in Malliß. Weitere Stationen
dieser kurzen Reise waren u.a. das Landbaukombinat in Ludwigslust und auch
die Feinpapierfabrik in Neu Kaliß. Zwischen
der Gedenksteinenthüllung und dem dortigen Belegschaftsmeeting lag noch ein
unverplanter Nachmittag. Elly Winter-Pieck stimmte zu, die Zeit für eine
Dorfrundfahrt zu nutzen. Sicher würde man irgendwo in der Großgemeinde eine
Gaststätte aufsuchen, um Kaffee und Kuchen zu sich zu nehmen. Aber
gerade die Umsetzung dieses profanen Vorhabens erwies sich als nicht realisierbar.
In den gemeindeangehörigen Dörfern Neu Kaliß und Heiddorf waren alle
Gaststätten geschlossen. Auch der Weg nach Alt Kaliß war umsonst - überall
Ruhetag oder Urlaub. Selbst im benachbarten Raddenfort kam sie an
verschlossene Türen. Elly Winter-Pieck und ihre Begleitung waren enttäuscht
und ratlos schweiften ihre Blicke von der Gaststätte aus über die umliegenden
Höfe. Auf einem
der Nachbargrundstücke war ein älteres Ehepaar mit der Gartenarbeit
beschäftigt. Natürlich hatten diese die illustre Gesellschaft schon seit
deren Eintreffen beobachtet. Die alte Frau kam an den Gartenzaun und rief den
Fremden zu: „Dat Gasthus het hüt tau.“ Auch Elly
Winter-Pieck ging auf die Alte zu. Freundlich erzählte sie kurz von ihren
erfolglosen Versuchen, in der Gemeinde eine geöffnete Gastwirtschaft zu
finden. Die alte Frau schlug ohne Zaudern vor: „ Kauken heww ick nich tau
Hus, äwer een Tass Kaffee kann ick för juch kaken. Kumm` sei man müt in`t
Hus.“ Die
kleine Gruppe war von der Freundlichkeit der Frau überrascht und sie nahmen
die unerwartete Einladung gerne an. Beim Hineingehen rief die Frau ihrem Mann
noch zu: „Korl, in tein Minuten is de Kaffe dörch, jöch dei Geus noch in dat
Gatter!“ Die alte
Frau fragte nun nach Herkunft und Anlaß der Reise. Nach Raddenfort, einem
kleinen Ort in der Griesen Gegend, abgelegen von den großen Landstraßen,
verirrte sich nämlich selten ein Fremder. Elly Winter-Pieck erzählte, daß in
der Schule in Malliß heute zu Ehren des ersten Präsidenten der Republik ein
Gedenkstein enthüllt worden war und sie, als dessen Tochter, dort eine Rede
gehalten hätte. Die alte Frau riß Mund und Augen auf. Das war ja wohl eine
große Ehre - eine leibhaftige Präsidententochter! Sie mußte sich erst
besinnen. Dann band
die Alte ihre Schürze ab und huschte zur Haustür. Aus der Tür heraus rief sie
in einiger Aufregung ihrem Mann zu: „Korl, Korl, kumm fix in`t Hus, wie hemm`
prominenten Besäuk. De Dochte von den ollen Präsidenten Adenaue is dor.“ |
Der
lange Tischler, Rolf Roßmann Während des
Siebenjährigen Krieges (1756-1763) behandelten die Preußen Mecklenburg wie
einen Mehlsack. Sie klopften weidlich darauf herum und holten alles heraus,
was ihnen wertvoll erschien. Die Redensart „Schwarz ist der Teufel, weiß ist
der Tod - Schwarzweiß ist preußisch, davor behüt uns Gott!“ kannte damals
jedes Kind. Wie auch andere Grenzgebiete hatte besonders die Griese Gegend
(Südwestmecklenburg) unter den zahlreichen Einfällen der preußischen Soldaten
zu leiden. Immer wieder tauchten Dragoner und Husaren urplötzlich in den
Dörfern auf und requirierten mitleidlos, was ihnen in die Hände fiel. Waren
dem großen Friedrich die Soldaten wieder einmal knapp geworden, schickte er
seine „Werber“ auch in die Griese Gegend. Die jungen Burschen und Männer der
Heidedörfer verbargen sich dann in den umliegenden Wäldern und Brüchen.
Dennoch fielen nicht wenige in die Hände der preußischen Häscher. Eine kleine
Geschichte aus dieser Zeit verdanken wir den unveröffentlichten
Aufzeichnungen des ehemaligen Alt-Jabeler Lehrers und Kantors Wilhelm
Burmeister (1878-1963). Während
der auch als Preußenzeit bekannten Kriegsjahre hatten sich die Werber des
Soldatenkönigs einen Tischler aus Tewswoos aufs Korn genommen. Dieser war von
stattlicher Größe, und man wollte ihn wohl für die Potsdamer Riesengarde
werben. Zunächst versuchten die Preußen den Schäfer mit Geld einzukaufen. Da
dieser sich aber als nicht käuflich erwies, ersannen die scheinbar friedlich
gekommenen Werber eine List. Eines
Tages erschien ein Mann, der angab, aus dem unweit gelegenen Kaliß zu kommen
und der bei dem Tischler für seinen verstorbenen Bruder einen Sarg bestellte.
Derselbe sollte aber ziemlich groß sein, denn der Tote soll etwa dieselbe
Länge wie der Tischler gehabt haben. Um bei diesem kein Mißtrauen aufkommen
zu lassen, bezahlte der „Kalißer“ den Sarg sofort. Auf zwei Tage später wurde
die Abholung vereinbart. Der lange Tischler argwöhnte nichts Böses. Er machte
sich sogleich an die Arbeit, und um die verabredete Zeit war der Sarg fertig.
Der „Mann aus Kaliß“ nebst seinem Begleiter kamen am frühen Abend,
begutachteten den Sarg und behaupteten schließlich, daß das Möbel doch wohl
zu kurz geraten wäre. Das wollte der Tischler nicht gelten lassen, da er den
Sarg ja nach seiner eigenen Größe angefertigt hatte. So forderten die
Abholer, daß er sich zum Beweis schon selbst in den Sarg hineinlegen müsse.
Sobald aber der Tischler sich in diesem ausgestreckt hatte, schlugen die
beiden Fremden den Deckel zu, hoben den Sarg mit dem darin liegenden Mann auf
den bereitstehenden Wagen und jagten in der Dunkelheit davon. Die
Tischlerfrau, die erst spät nach Hause kam, suchte ihren Mann vergebens. Auch
von den Nachbarn hatte niemand etwas verdächtiges bemerkt. Am
anderen Morgen fand man in den nahen Heidhofer Tannen den alten Wagen mit dem
Sarg, worin der tote Tischler lag. Zunächst konnte man sich diese Umstände
nicht erklären. Erst nach geraumer Zeit sickerte das Gerücht durch, daß
preußische Werber diese Finte angewandt hätten, um sich des langen Tischlers
zu bemächtigen. Der Sargdeckel war wohl zu fest verschlossen gewesen, und dem
Entführten so jede Luftzufuhr abgeschnitten. Der Arme muß jämmerlich erstickt
sein. |
Wat?
Du wist Schaulliehrer sein…?, Alice Klatt (meine Großmutter) Die
Schaul wier all’ne halwig Stund’ ingang’n, dunn keim Jehann in die Klass tau
poltern. „Johannes,
wo kommst du jetzt erst her?“, fröggt
dei Liehrer em. „Ich? Ich hab Essen nachgetragen zum Borenkolk, Herr Lehrer.“ „Was ist
das – Borenkolk, wo liegt das?“ Geiw dat
ein Wunnerwarken oewer den’n Liehrer in die Klass! Jehannen blew de Mund apen
stahn, ganz rot wör sei utseihn, un dör bölkt hei los: „Wat? Du wist
Schaulliehrer sein un weißt nich wo die Borenkolk ist?“ |
Dei
Spök von ’n Wischengang, Hans Heinrich Klatt (mein Onkel) In Ellna hett
dat früher spökt. Bi den Wischengang süll sick nachts twüschen twölf un ein
ümmer ein Schaap rümmedrieven. Wöck Lüer harrn dat all seihn un wiern uthakt. Nu keem
mal eins’n Schipper spät abends von sienen Kahn, Hei wier grar bi den
Wischengang, dor slög dat twölf von’n Turm. „Hier sall ’t doch spöken“, dacht
hei. Aewer hei wier nich bang un sädt so bi sick: „Sall die Spök man kamen!“
Dat durte nich lang, dor keem dor ok wat antautrappen. Un richtig, dar wier’n
Schaap! Die Schipper kreeg’n Band ut dei Tasch, bünn dat Schaap an un treckte
dormit los. Tau Hus spunnte hei dat in’n Stall. „So“, dacht hei, „is morgen dor kein Schaap in,
denn wiert’n Spök; is dor aewer ein in, denn wier’t kein Spök.“ Annern
Morgen güng hei all tierig na’n Stall. Dunn stünn dat Schaap dor noch treu un
brav in! Dat wier’n ollen Buck, dei wier den Abend vörher nich inkamen un
harr sick freut bi den Wischengang ’n bäten minschliche Gesellschaft tau
finnen, as die Schipperdor ankeem. As die Lüer tau hüren kreegen, hett nahst
keiner miehr an den Spök von’n Wischengang glöwt. |
Gütertransport
auf der Elde, Hans-Ulrich Thee Was
transportierten die Eldenaer Schiffer mit ihren Kähnen? Getreide aus
Schwerin, Parchim, Plau und Lübz. Kartoffeln aus Grabow, Parchim, Garwitz,
Siggelkow, Holz aus der Lewitz zum Räuchern nach Lübeck-Schlutup. Rohrzucker
von Lübz nach Tangermünde. Salpeter für die Dynamitfabrik in Dömitz. Briketts
aus der Lausitz. Die Briketts wurden per Bahn bis Königswusterhausen
gebracht. Hier stapelten Frauen die Kohle in Eldekähne um. Dabei nahmen sie
20 bis 25 nebeneinanderliegende große Briketts auf einmal, vor der Brust
balancierend, in die Hände und legten sie auf die Rutsche. Diese Menge in die
Hände zu nehmen, war eine Kunst für sich und hätte jedem Jongleur Ehre gemacht.
Dabei kam es darauf an, daß keine Kohle zerbrach. Dann gab es Abzug vom Lohn.
Unten im Kahn nahmen wieder andere Frauen die Briketts ab und stapelten sie
im Schiff auf. Bis 150 Tonnen Kohle konnten die Eldekähne fassen. Eine wahre
Schwerstarbeit für die Frauen! Dabei waren die Löhne äußerst gering. Andere
Güter waren Guano (ammoniakhaltiger Naturdünger der Vogelkotablagerungen aus
Chile), Gerbstoffe und Rohfelle aus den USA für Neustadt-Glewe. Alle
letztgenannten Frachten wurden im Hamburger Hafen umgeschlagen und nach
Mecklenburg weitertransportiert. (Schweriner Volkszeitung, 07.03.
1979) |
Als noch
getreidelt wurde, Hans-Ulrich Thee In
früherer Zeit, als es noch keine Motorkraft gab, wurden die Eldekähne flußaufwärts,
besonders bei Windstille, getreidelt. Von Dömitz bis Parchim war im
allgemeinen die Treidelstrecke. Die Treidler wussten genau, wann zum Beispiel
Schiffe aus Richtung Hamburg in Dömitz anlegten. Sie kamen zu Fuß bereits
zwischen 6 und 7 Uhr Morgens in Dömitz an. Vielfach waren es Eldenaer Büdner.
Wenn sich aus irgendwelchen Gründen die Hamburger Schiffe verspätet hatten,
gingen die Eldenaer Büdner unverrichteter Dinge wieder zu Fuß zurück, um von
Mittag an in der eigenen Wirtschaft arbeiten zu können. Gab es aber Arbeit in
Dömitz, so legten sich die Treidler in die „Riemen“, um im Schweißen ihres Angesichts die
schwere Last flußaufwärts zu ziehen. Getreidelt wurde auch mit Pferden.
Jedoch war dies teurer. So griff man meistens auf die Menschenkraft zurück. Auf den
alten Kähnen mußte bei Durchfahrt unter festen Brücken, so bei der
Eisenbahnbrücke in Maliß und der Rehberger Brücke in Grabow, der Mastbaum
niedergeholt werden. Bei den sogenannten Kaffee-Kähnen konnte der Mast nicht
ohne fremde Hilfe gelegt werden. Deshalb war flußaufwärts und –abwärts an der
Brücke je ein Kran, der den Mast senkte und nach der Durchfahrt wieder hob.
Die jetzige Eldebrücke in Eldena stammt aus dem Jahre 1927. Sie löste die
hölzerne Ziehbrücke aus dem Jahre 1902 ab. (Davor - seit 1861 - bestand hier
ebenfalls eine Holzbrücke.) (Schweriner Volkszeitung, 10.05.
1979) |
Zum
Namen Grise Gegend, Hans Heinrich Klatt Schon
einmal – im Heft 4, Jahrgang 1957 – wurde in diesen Blättern dem Landschaftsnamen
Grise Gegend eine Untersuchung gewidmet: K.H. Busse „Was der Griesen Gegend
den Namen gab“. Der Verfasser bekannte sich darin – gestützt auf K. von
Bülows „Abriß der Geologie von Mecklenburg“ (1952) zu der auch von anderen
Geologen früher vertretenen Ansicht, der Name Grise Gegend sei dem Landstrich
zwischen Sude und Elde, der so bezeichnet wird, wegen der grauen (grisen)
Farbe der oberen Bodenschicht gegeben worden. So schrieb z.B. Eugen Geinitz
in seiner „Geologie von Mecklenburg“ (1922): „Der weit verbreitete Heidesand
ist oberflächlich durch die Beimischungen grau gefärbt, daher die Bezeichnung
‚grise Gegend’.“. Die Quelle dieses Wissens gab Geinitz nicht an. Will man
sich etwas eingehender mit dem Namen Grise Gegend beschäftigen, so erscheint
es zunächst unumgänglich festzustellen, wann er entstanden ist oder – da das
sehr schwer, wenn nicht unmöglich ist – zumindest, wann er zuerst in der
Literatur auftaucht. Hierfür hätte es einer Durchsicht der gesamten
landeskundlichen Literatur über Mecklenburg bedurft. Wegen der Vielzahl der
diesbezüglichen Werke beschränke ich mich auf einige besonders einschlägige.
Deshalb muss im Folgenden auch die Frage nach der ersten Nennung in der
Literatur offen bleiben. Bemerkenswert
ist jedoch, dass Geinitz in seiner 1885 erschienenen Arbeit „Der Boden
Mecklenburg“ (Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Bd. 1) den
Namen Grise Gegend nicht anführt. Er spricht darin von der „Heideebene“,
namentlich zwischen Hagenow und Ludwigslust: „Der Boden ist der feine,
gelbliche oder weiße, mahlende Sand…“. Man beachte die Farbbezeichnungen.
Ebenso kommt der Name in zwei späteren Arbeiten von Geinitz nicht vor: „Die
mecklenburgischen Höhenrücken“ (1886, mit einem Abschnitt über „Die
südwestliche Heide“), „Geologischer Führer durch Mecklenburg“ (1899).
Desgleichen wird der Name in zwei Untersuchungen speziell über die Geologie
Südwestmecklenburgs nicht erwähnt: F.E. Koch „Das südwestliche Mecklenburg.
Ein Beitrag zur Charakteristik der Haide-Ebene, mit specieller Rücksicht auf
die Bodenerzeugnisse und das industrielle Leben derselben“ (Archiv für
Landeskunde in den Großherzogtümern Mecklenburg 5 [1885]), Paul Sabban (aus
Ludwigslust) „Die Dünen der südwestlichen Heide Mecklenburgs und über die
mineralogische Zusammensetzung diluvialer und alluvialer Sande“,
Dissertation, Rostock 1897. Mit
einiger Sicherheit – wie ich meine – ist hieraus zu schließen, dass der Name
Grise Gegend zu dieser Zeit nicht in Verbindung gebracht wurde mit der grisen
Farbe des Bodens. Besonders der Ludwigsluster Sabban hätte den Namen wohl
erwähnt, wäre er ihm in dieser Bedeutung bekannt gewesen, zumal er an einer
Stelle darauf hinweist, dass man „in den Thalniederungen…im wesentlichen den
grauen…Heidesand“ findet und auch sonst zahlreiche Flurnamen anführt. Im Jahre
1914 veröffentlichte dann J. Becker eine Bröschüre „Aus de ‚grise Gegend’ von
Mecklenburg-Schwerin“, einen Bericht über Düngungsversuche, die er auf den
Feldmarken Boek und Groß Laasch durchgeführt hatte. Auch Becker bezog den Namen
nicht auf die grise Farbe des Bodens. Das konnte er auch nicht; denn er fand,
das „Sandfeld“ sei „meistens durch Heidehumus schwärzlich“(!) gefärbt. Weitere
Zitate ähnlicher Art aus den hier genannten und anderen Werken, die nicht auf
einen Nenner zu bringen sind, wollen wir uns ersparen. Sie ließen sich
beliebig vermehren. Will man ganz gerecht sein, so kann man vermuten (klar
ausgedrückt wird es nirgends) dass, wenn von der grauen Farbe des Bodens in
den hier erwähnten Arbeiten die Rede ist, im allgemeinen wohl die Äcker, wenn
dagegen von der gelblichen oder weißlichen Farbe gesprochen wird,
unkultivierte Landstriche, Wege usw. gemeint sind. Becker meint mit seinem
„schwärzlichen Sandfeld“ allerdings eindeutig den Acker. So kann man mit
einigem Recht annehmen, dass die Behauptung, der Name Grise Gegend rühre von
der grisen Farbe des Bodens her, nur auf „mahlendem Sandboden“ steht,
infolgedessen anzuzweifeln ist. Versucht
man nun, den Namen Grise Gegend vom sprachlichen her näher zukommen, so fällt
zunächst – ganz naiv gesehen – die verschiedene Schreibung auf. Ich fand in
der Literatur bisher folgende Schreibungen: gris(e) Gegend, gries(e) Gegend,
grieße (!) Gegend, gr. Jeigend. In allen Fällen handelte es sich eindeutig um
ein Adjektiv und ein Substantiv. Damit ist schon alles klar: So
passgerecht und das ß in Grieße Gegend (ich fand übrigens diese Schreibung
nur einmal an unbedeutsamer Stelle) ist, so wenig ist an Grieß „Sand, Kies,
Sandfläche“ zu denken; das entsprechende und hier zu erwartende Adjektiv
müsste grieß(e)lich oder grießig heißen, welches in der Bedeutung sandig
zudem vorwiegend in oberdeutschen Mundarten vorkommt. Mir sind niederdeutsche
Mundarten jedenfalls nicht bekannt. [J. u. W. Grimm führen in ihrem
„Deutschen Wörterbuch“ an: gegend der leichten, sandigen bodenarten, sandige
äcker.] Zu denken, ursprünglich habe der Name Grise Gegend etwa Grieß-Gegend,
also Sand-Gegend gelautet, wäre bei der Dürftigkeit des vorliegenden
Materials reine Spekulation. Das „Mecklenburgische Wörterbuch“ führt Grieß =
Sand nicht an; desgleichen bringen die niederdeutschen Wörterbücher des 18.
Jahrhunderts (Dänert; „Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs“)
und des 19. Jahrhunderts (Danneil) keine Belege für das Wort, das im
Mittelniederdeutschen noch vorkommt. Man müsste also sehr frühe Entstehung
des Namens annehmen oder Bildung durch Fremde. Beides ist aus vielen Gründen
unwahrscheinlich. Bemerkt werden muss, dass Grieß = Sand früher auch Gries
geschrieben wurde, erklärlich durch das Schwanken der ß-Schreibung. Die oben
angeführten Belege stammen alle aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts.
Wenn wir darunter auch die Schreibung Gries Gegend (ohne den zu erwartenden
Apostroph) finden, liegt hier dennoch eindeutig ‚grau’ vor. Die Schreibung Griese
Gegend ist überhaupt nicht korrekt; ursprünglich ist der Monophtong, das e
ist nur Dehnungs-e. Am Rande sei bemerkt, das gris = gries, grau und Grieß =
Sand zwei verschiedene Stämme haben, also auch zwei verschiedene Wörter sind.
Will man nicht in haltlose Spekulationen verfallen, so kann man aus dem
vorliegenden Material nur entnehmen, dass Grise Gegend eindeutig Graue Gegend
bedeutet. Daran werden wir auch nicht irre, wenn wir bei Rehm (s.u.) lesen:
„…gries’Gegend…bedüdt soväl as Sandgegend“. (Gerade er bringt eine
einleuchtendere Erklärung des Namens.) Befassen
wir uns nun mit der landeskundlichen Literatur speziell über die Grise
Gegend, so stellen wir verwundert fest, dass bedeutende Kenner den Namen
nicht erklärten und sich auch nicht der oben erwähnten Deutung (Grise Gegend
von der grisen Farbe des Bodens) anschlossen: J.U. Folkers „Das echteste
Mecklenburg“, 1926; A. Reuter „Griese Gegend“, 1926; J. Gillhoff „Land und
Leute der Griesen Gegend“, 1927; E. Schlüter „Das echteste Mecklenburg“, 1933
(alle in den Mecklenburger Monatsheften). Die Verfasser waren wohl alle sehr
vorsichtige Männer. Sie machten sich nämlich auch die Ansicht von Friedrich
Rehm, die wir jetzt erläutern wollen, nicht zu eigen. Friedrich
Rehm trat in zwei (plattdeutschen) Aufsätzen der Meinung entgegen, der Name
Grise Gegend komme von der grisen Farbe des Bodens her: „Gries’ Gegend“ (Uns’
plattdütsch Heimat 1 [1925], „Die Griesen“ (Ostmecklenburgische Heimat 4, 2
[1931])). Die Ausführungen in beiden Arbeiten stimmen diesbezüglich überein;
ich zitiere aus der zuerst genannten arbeit: „Ick glöw, tau den Nam’ Gries’
Gegend hett nich die Sand, ne, dor heben woll Mannslüd un Schap Gevadder
stahn.“ Rehm führte aus: Die Verhältnisse in der Grisen Gegend waren „bet vör ’n soebentig Johr“ –
also etwa bis 1860/70 – andere als heute (1925). Damals gab es hier keine
großen Höfe. Die wenige anfallende Arbeit war von den Männern bald getan.
Deshalb zogen aus den großen, völkerreichen Dörfern „ganze Kolonnen“ in die
besseren Gegenden Mecklenburgs, um auf den großen Bauernstellen und Gütern
bei der Ernte zu helfen und sich so
einen Nebenverdienst zu verschaffen. Diese Erntehelfer waren alle einheitlich
gekleidet; sie trugen graues (grises) Zeug, dessen Herstellung und Art Rehm
so beschrieb: „…tau dit Tüg för dei Mannslüd würd flessen orre heiden Goorn
uptreckt un ungefarwte gries’ Wull inslagen. Dat Tüg heit Vier- orre Fiewkamm
un wier bannig tag…Vier- un Fiewkamm leit sick…nich recht farwen.“ Durch
diese Kleidung unterschieden sie sich von den Bewohnern der Gegenden, in
denen sie Arbeit suchten. So war z.B. die Biestower Tracht schwarz, woanders
galt blaue Tracht. Kamen die Bewohner der Grisen Gegend nach der Ernte in
ihre Heimatdörfer zurück, so sagten sie, sie wären bei den „Swarten“ oder den
„Balgen“ gewesen. Sie dagegen wurden von diesen wegen ihrer einheitlich
grisen Arbeitskleidung die Grisen genannt. Da die Grisen alle aus einer
Gegend kamen, erhielt sie den Namen Grise Gegend. Später, so führte Rehm
weiter aus, wurde die grise Arbeitskleidung nicht mehr getragen. Außerdem
wurden die Arbeitsleute aus der Grisen Gegend durch fremdländische Schnitter
und Mähmaschinen verdrängt. Dadurch geriet die Bezeichnung Grise Gegend in
Vergessenheit; sie wurde nun „up land un Sand“ bezogen. Der hier
wiedergegebenen Ansicht von Rehm schloss sich teilweise – unter Bezugnahme
auf dessen Aufsatz in der „Ostmecklenburgischen Heimat“ – der Bearbeiter des
Artikels „gris“ im „Mecklenburgischen Wörterbuch“ (21. Lfg. III,3) an: „die
Grisen auch die Bewohner der Grisen Gegend, Der Sandgegend in Lu, die graues,
eigengemachtes Zeug trugen, in der Ernte in anderen Teilen unseres Landes als
Hilfsarbeiter tätig waren und dort durch ihre Kleidung von der sonst üblichen
Erntetracht abstachen.“ Wenn wir nämlich recht lesen, so sehen wir zwar, dass
die Grisen nach der grisen Erntetracht so genannt wurden, nicht aber, dass
nach den Grisen die Grise Gegend ihren Namen bekam, obgleich Rehm in dem
angezogenen Aufsatz ausdrücklich schrieb:“…un weil sei all ut deisülwig
Gegend in ehr griese Kledagen keimen, mirden mang dei witbücksten Ohrnlüd,
hett die Heimatgegend den’n Namen Gries Gegend krägen.“ So können wir dem
„Mecklenburgischen Wörterbuch“ nicht eindeutig – glaube ich – entnehmen, dass
die Grise Gegend ihren Namen nach den Grisen (den Trägern der grisen
Arbeitskleidung) erhielt. Fassen
wir kurz zusammen: Die Herleitung des Namens Grise Gegend von der grisen
Farbe des Bodens ist – soweit ich sehe – nicht bewiesen; vieles spricht
dagegen. Sprachliche Betrachtungen ergaben: Grise Gegend eindeutig = Graue
Gegend. Herleitung aus Grieß = Sand ist bei dem gegebenen sprachlichen
Material (wegen der wohl jungen Bildung des Namens) falsch. Die Erklärung von
Rehm dagegen ist wahrscheinlich richtig. Wir dürfen die vorsichtige
Formulierung im „Mecklenburgischen Wörterbuch“ allerdings nicht vergessen! Es
ist jedoch einleuchtend, dass die Bewohner unseres Landstriches wegen ihrer
grisen Arbeitstracht in anderen teilen Mecklenburgs die Grisen genannt wurden
und durchaus nicht unmöglich, dass nach den Grisen die Gegend, aus der sie
kamen, den Namen Grise Gegend erhielt. Mindestens darf man künftig, wenn man
über den Landschaftsnamen Grise Gegend spricht, nicht mehr an der Erklärung
Rehms vorbeigehen. Den Lesern von „Land und Leute“ diese Erklärung mitzuteilen,
ist der alleinige Zweck dieses Beitrags. („Land und Leute“, 1959/3) |
Das
erste Veloziped in Ludwigslust, Hans Heinrich Klatt Am 15.
März 1818 verfasste der Landrat Jaspar von Oertzen auf Roggow ein Begleitschreiben
zu einem „unbedeutenden, kleinen Angebinde“, mit dem er dem Großherzog
Friedrich Franz I. in Ludwigslust „unterthänigst aufwartete“. Das kleine
Angebinde, welches v. Oertzen dem Großherzog sandte, war ein Drais’sches
Fahrrad, ein Laufrad, wie der Erfinder, der Fortmeister Drais, selbst es
nannte. Diese Erfindung beruhte „auf der Idee, dass der Reiter sich mit den
Fußspitzen rechts und links abwechselnd abstoßen und dadurch den Rädern ihre
Geschwindigkeit mittheilen musste.“, wie der Archivrat Grotefend 1891
anlässlich der Mitteilung des betr. Briefes in den „Jahrbüchern des Vereins
f. meckl. Geschichte und Altertumskunde“ schrieb. Ob dieses Laufrad in
Ludwigslust jemals benutzt wurde, ist nicht bekannt. Möglicherweise haben die
„schlimmen Stellen“ auf den Straßen, die sich in „unserem Vaterland leider
vielfach finden“, das verhindert. Unter Hinweis auf diese „schlimmen Stellen“
hatte der Landrat dem Großherzog eine Art Gebrauchsanweisung gegeben, nämlich
den Rat, den Laufwagen, wie er sein „Angebinde“ auch nannte, auf sandigen
Strecken „an der Hand seitwärts zu nehmen und ihn neben sich fortzuschieben“.
Tröstlich muss es immerhin gewesen sein, dass, wenn man nur den geraden Gang
der Räder erhalten hatte, der Lauf immer besser ging, besonders bergab! Wenn wir
heute auch ruhig über diese uns ulkig erscheinende „Gebrauchsanweisung“
lachen dürfen, so doch nicht über die Erfindung selbst, die bekanntlich eine
Vorstufe unseres Fahrrades ist. Außerdem
dürfte für Heimatkundler die Tatsache von Interesse sein, dass sich bereits
1818 ein Laufrad in Ludwigslust (Grotefend hält es für das erste in
Mecklenburg) befunden hat. 1817
hatte Drais in Mannheim mit seinem Laufrad Aufsehen erregt. Auf der
Weltausstellung 1818 in Paris zeigte er es dann der „Welt“. Und wenn nun noch
etwas Humor erlaubt ist: Von dem Vorhandensein des Laufrades in Ludwigslust
zu dieser Zeit muss Bismarck nichts gewusst haben. Wie hätte er sonst sagen
können, dass die Welt in Mecklenburg 50 Jahre später untergehen würde, falls
sie untergehen sollte? Hierin waren wir – wenigstens einmal – nicht 50 Jahre
hinter der Welt zurück. Könnte das für bescheidene Gemüter nicht ein Trost
sein? („Land und Leute“, 1959/2) |
Als die
Elde zum ersten Male erwähnt wurde, Hans-Ulrich Thee Die
Festwoche zur 750-Jahrfeier der Gemeinde Eldena dauert vom Sonntag, dem 24.
Juni, bis Sonntag dem 1. Juli 1979. Während der Festwoche ist es genau 1193
Jahre her, dass der Name des Flusses „Elde“ urkundlich erwähnt wird. Im Laufe
der Jahrhunderte wechselte der Name häufig. So im Jahre 786 Elda, 946 Eldia,
1167 Eldena, 143 Eldene, 1344 Elde, 1552 Eltena. Die
Urkunden sind sämtlich in lateinischer Sprache verfasst. Da die Texte sehr
umfangreich sind, wurden von mir lediglich die Stellen herausgesucht, die von
der Elde handeln. Karl der Große, seit 768 König von Franken, 800 in Rom vom
Papst zum Kaiser gekrönt, ließ die folgende Urkunde schreiben. (Sämtliche
Übersetzungen vom Verfasser.) 29. Juni
786 Mainz Karl,
König der Franken, stiftet das Bistum Verden .., ubi Pene Fluvius currit in
Mare Barbarum, inde in ortum eiusdem fluminis, hinc in Eldam, dehinc in
Albiam, inde in rivum Beese,… (wo die
Peene in die Ostsee fließt, von da zur Quelle des gleichen Flusses, von hier
aus zur Elde, von dort zur Elbe, von dort zur Alend (Fluss bei Schnackenburg,
Verf.), von dort zur Beese… 60 Jahre
später erfolgte die zweite Erwähnung durch den deutschen König Otto I., 962
in Rom zum Kaiser gekrönt. 9. Mai
946 Magdeburg Otto,
deutscher König, stellt dem Bistum Havelberg den Stiftungs- und
Bewidmungsbrief aus. …, qui dicitur Pene, ad orientem,
ubi idem fluvius intrat mare; ab ortu vero fluminis, quod dicitur Eldia, ad
occidentem, ubi idem flumen influit in Albiam, ab aquilone mare… (die
Peene genannt wird zum Osten, dort, wo der Fluss ins Meer mündet, von der
Quelle aber des Flusses Elde vom Westen, wo der gleiche Fluss in die Elbe
fließt, vom Nordmeer…) 1167
Lüneburg Heinrich,
Herzog von Sachsen und Baiern, bestimmt die Grenzen des Bistums Ratzeburg …, et sic directe usque in
Eldenam, ubi terra Zwerin et Wanzeburch inter se terminos faciunt et sic per
decursum Eldena in Albim, usque Bilna Albim influat… (und in
gerader Richtung bis zur Elde, wo das Land Schwerin und Wanzeberg die Grenzen
unter sich festlegen, und so zum Zufluss der Elde in die Elbe, von dort, wo
die Bilna in die Elbe mündet…) 27.
Januar 1303 Lübeck …inter Albiam et Eyderam,
Eldena(m) et salsum mare… ((der
Stadt Lübeck auf vier Jahre mit 100 Rossen zu dienen) zwischen der Elbe,
Eider und Elde und dem Salzmeer…) Da die
älteste urkundliche Erwähnung des Namens „Elde“ aus dem Jahr 786 stammt, muss
der Name in Wirklichkeit noch bedeutend älter sein. (Schweriner Volkszeitung, 06.01.
1979) |
1985
begeht Grebs das 700jährige Jubiläum, Hans-Ulrich Thee Die Gemeinde
Grebs im Kreis Ludwigslust wird vom 10. bis 14. Juli 1985 ihr 700jähriges
Bestehen feiern. Ein in Grabow beurkundetes Dokument in lateinischer Sprache
aus dem Jahr 1285 mit der Ersterwähnung Grebece ist die Geburtsurkunde des
Ortes. Das Dorf Grebs mit all seinen Bewohnern war damals das Eigentum des
Klosters Eldena. Die nachstehenden Zeilen sind ein Vorabdruck aus der in
Vorbereitung befindlichen rund 100 Druckseiten umfassenden neuen Broschüre
des Autors. Dem
Türkensteuerregister verdanken wir sämtliche Namen der damals ansässigen
Bauern aller 14 ehemaligen Klosterdörfer: Eldena, Grebs, Karenz, Malk, Conow,
Malliß, Bockup, Probst Woos, Stuck, Grittel, Liepe, Bresegard, Glaisin und
Krohn. Noch sieben weitere zum Kloster gehörige Dörfer zwischen den Ruhner
Bergen und dem Parchimer Sonnenberg wurden vom Amt Eldena miterfasst, u.a.
Stresendorf, Herzfeld, Wulfsahl und Ziegendorf. Fein säuberlich sind
sämtliche Einwohnernamen der genannten Dörfer enthalten. Die
Türkensteuer war eine vom deutschen Kaiser (Haus Habsburg in Wien) zur
Mitfinanzierung der Türkenkriege erfasste Reichssteuer. Die Türken hatten
1453 Konstantinopel erobert, drangen weiter auf dem Balkan vor und belagerten
1529 und 1683 erfolglos Wien. Prinz Eugen, der kaiserliche Feldherr, konnte mit
seinen Truppen die türkische Bedrohung schließlich bannen. Aus dem
Steuerregister des Amtes Eldena von 1558 geht hervor, dass es von dem
Amtshauptmann Peter Helldorf aufgestellt wurde. In den einzelnen Dörfern
werden die Steuerpflichtigen, die Gehöftsinhaber, der geschätzte Wert ihres
Hofes und die geschuldeten Steuern aufgeführt. Die zu zahlenden Beträge sind
in Gulden, Schilling und Pfennig angegeben. Das Amt Eldena brachte insgesamt
63 Gulden, 18 Schilling und 4 Pfennig auf. Interessant
ist, dass in fast allen Dörfern des genannten Registers noch heute Nachkommen
der vor über 400 Jahren steuerpflichtigen Bauern im Dorfe selbst oder im
näheren Umfeld wohnen. Im Jahre 1558 lebten in Grebs laut Liste 20 und in
Karenz 17 Bauern. Alte Grebser Namen sind: KENKEL, PANDIKE (PANNEKE), RATKE,
BUßACKER, SCHULTZE, MARCQUART. Aus Karenz sind überliefert: GEISTER,
SCHRÖDER, WEGENER, PANDIKE, SCHER, REINIKE. Die
Steuerliste des Dorfes Eldena umfasst allein 32 Familiennamen, darunter
JASTRAM, MEINEKE, BRÜNINGK, JANEKE, HANNE, FRANCKE, WARNEKE, BECKER, WIDOW,
SCHULTZE, ROSEKE, WEGENER, BORCHERT, SANTBERGH, BREMER, HINTZE, BRUMMEKE. Bei dem
Grebser Achim Pandike steht vermerkt: „Sein gudt gerechnet uff 4 Gulden darum
gibt er 9 Pfennig.“ Bei Pawel Geister aus Karenz lesen wir: „Sein gudt
geschatzet uff 50 Gulden darum gibt ehr 6 Schilling.“ |
Der
spukende Trommelschläger in dem unterirdischen Gange zwischen der Festung
Dömitz und der hannoverschen Stadt Danneberg, G. F. C. Neumann zu Röbel (aus
„Mecklenburgische Volkssagen“) Etwa zwei
Meilen von Dömitz, jenseits der Elbe, liegt das hannoversche Städtchen
Danneberg, der Hauptort einer alten Grafschaft, die 1303 durch Kauf an
Lüneburg kam. Zur Zeit nun, als den Grafen von Danneberg auch Dömitz gehörte,
waren beide Festungen durch einen unterirdischen Gang, unter der Elbe
hindurch, miteinander verbunden, dessen Zweck wol war, der Besatzung
Hülfstruppen und Lebensmittel zuzuführen, wenn einmal die eine oder die
andere Festung hartnäckig und lange belagert werden sollte. Nur Wenige haben sich später durch diesen Gang begeben. Gewöhnlich war
die Luft in demselben dumpf und unerträglich, und man sah sich alsbald
genöthigt, den Rückweg anzutreten. Der
letzte Wanderer dieses Weges war ein Trommelschläger der dömitzer Besatzung,
zur Zeit als Herzog Carl Leopold dort residirte, der wegen eines Vergehens
gegen seinen Vorgesetzten in einen dumpfen Kerker geworfen wurde. Es gelang
ihm, aus demselben zu entkommen; aber kaum war er am jenseitigen Ufer der
Elbe angekommen, da packten ihn auch schon seine Verfolger. Er wurde
zurückgebracht, in ein noch festeres Gewahrsam geworfen und endlich
verurtheilt, sich, zur Strafe für sein Entlaufen, trommelnd durch den
unterirdischen Gang nach Danneberg zu begeben. Wol bat er flehentlich, ihm
doch diesen Gang zu erlassen, aber vergebens. Zur
festgesetzten Stunde trat der Trommelschläger im vollen Paradeanzuge, der
auch zugleich sein Todtengewand werden sollte, den Marsch an. Wacker schritt
er vorwärts, so daß seine Freunde, die ihn zu Kahn auf der Elbe und dann zu
Fuß auf der Oberfläche der Erde begleiteten, kaum so schnell dem dumpfen
Klange der Trommel folgen konnten. Bald war
die Hälfte des Weges zurückgelegt. Immer weiter ging es, man war nur noch
eine halbe Stunde von Danneberg entfernt. Aber ach! als man den Soldaten
schon für gerettet hielt und vor Freude jauchzte, da hielt er plötzlich zu
trommeln inne und wurde nicht wieder gehört. In
Danneberg, wo es inzwischen bekannt geworden war, daß der Trommelschläger der
Stadt schon auf eine halbe Stunde nahe sei, war Alles auf den Beinen, um ihn
zu empfangen, aber er kam nicht. Es wurde Abend, es wurde Mitternacht, und
noch immer kam er nicht; er ist auch nie angekommen. Nach
einer andern Sage hat der Trommelschläger Depeschen nach Danneberg bringen
sollen. Man hat ihn noch bis eine halbe Stunde vor dem Orte trommeln hören,
aber angekommen ist er dort nicht. Nach
dieser Zeit hat Niemand wieder diesen unterirdischen Gang zu betreten gewagt;
der Trommelschläger ist der Letzte gewesen. Sein Geist soll noch heute in dem
Gange herumwandeln und will man ihn zuweilen auch noch dort unten trommeln
hören. |
Der spukende Bürgermeister auf dem Mittelwerder bei
Dömitz, L. Kreutzer (aus „Mecklenburgische Volkssagen“) Vor
vielen Jahren lebte in Dömitz ein Bürgermeister, der hatte ein Gesetz
gegeben, daß jeder Bürger, dessen Haus ein Raub der Flammen würde, ohne Gnade
erhängt werden solle. Eines
Sonntags, während der Bürgermeister in der Kirche ist, bereitet seine Köchin
die gelieferten Ochsenzungen. Plötzlich ergreift das Feuer eine der Zungen,
welche laut zischend in den Schornstein fährt und das Dach in Brand steckt. Der
Bürgermeister hört den Feuerruf, erfährt, daß derselbe seinem Hause gelte und
begiebt sich, eingedenk seines eigenen Gesetzes, schleunigst auf die Flucht,
verfolgt von dem wüthendden Pöbel. Obgleich der Bürgermeister der Wuth
desselben glücklich entgeht, so trifft ihn unterweges doch ein Unfall, so daß
er unglücklich ums Leben kommt. Seit der
Zeit trieb der Geist des Verstorbenen sein Unwesen im Rathhause und in einer
Bürgerwohnung, bis zwei Bürger es wagten, ihn zu bannen. Sie lockten ihn mit
Hülfe eines Pfannkuchens, auf welche Weise? wird nicht erzählt, in einen Sack
und brachten ihn auf eine Elbinsel, den Mittelwerder. Unterwegs stellte der
Geist sich gewaltig ungeberdig und die beiden Schiffer hatten ihre liebe Noth
mit ihm. Wahrend der Eine ruderte, mußte der Andere mit einem tüchtigen
Knittel auf den Geist im Sacke losschlagen, wobei jeder dritte Schlag so
zurückprallte, daß er auf den Geber zurückfiel. Jahrelang
trieb der Geist sein Unwesen auf dem Mittelwerder. Seitdem aber, veranlaßt
durch die Eindeichung der Elbe, der Mittelwerder alljährlich überschwemmt
wird, ist er spurlos verschwunden. Wahrscheinlich ist der arme Geist
ertrunken. |
Die Dorfstelle bei Grabow (aus „Mecklenburgische Volkssagen“) Unfern
der Stadt Grabow befindet sich eine sumpfige Gegend, welche man allgemein die
Dorfstelle nennt. Hier stand einstmals ein großes, blühendes Dorf. Da aber die
Bewohner desselben zu schlecht und gottlos waren, so ließ der liebe Gott es
spurlos von der Erde verschwinden. Es war
nämlich an einem Sonntag Vormittag. Als allenthalben gute und fromme Christen
in die Kirchen gingen, um Gott den Höchsten zu verehren, schlenderten statt
dessen die Bewohner dieses Dorfes nach ihren Schenken, um dort diese dem
Dienste des Herrn gewidmete Zeit bei Bier und Branntewein, mit unzüchtigen
Reden und Gotteslästerungen zu tödten. Nur zwei brave und gottesfürchtige
Edeldamen, die ebenfalls in diesem Sodom wohnten, waren nach Grabow - wohin
das Dorf eingepfarrt war - in die Kirche geeilt. Ebenso
wie diese Edeldamen allein nur die beiden wahren Christen ihres ganzen Dorfes
waren, so waren sie auch an diesem Sonntage wieder nur die Einzigen aus
demselben, die sich ins Gotteshaus begeben hatten. Während
nun also die beiden frommen Frauen in der Grabower Kirche weilten und Gott
ihren Schöpfer priesen, die übrigen Mitbewohner ihres Dorfes aber daheim
saßen und den Tag des Herrn aufs Gröblichste entweihten, geschah plötzlich
ein gewaltiges Donnern und Krachen; die Erde öffnete sich und verschlang das
ganze Dorf mit allen seinen gottlosen Einwohnern. Nichts
war von dem Dorfe übrig geblieben; kein Bewohner desselben, als nur die
beiden einzigen Guten, die Edeldamen, waren dem allgemeinen Verderben
entgangen. An der
Stelle des ehemaligen Dorfes entstand aber ein großer Sumpf, der zur
Erinnerung hieran noch heute, wie schon gemeldet, den Namen die Dorfstelle
oder „de Dörpstähr“ führt. |
Die
goldene Wiege im Kibitzberge bei Dömitz, L. Kreutzer (aus
„Mecklenburgische Volkssagen“) Eine gute
halbe Stunde oberhalb Dömitz liegt an der Elbe der Kibitzberg. Er birgt, wie
die Sage erzählt, in seinem Schooße die goldene Wiege eines
Heidenfürstenkindes. Einst weideten Bauerknaben in seiner Gegend die Pferde
ihrer Herren. Die Nacht war dunkel und die Mitternachtsstunde nahe. Da
flimmte und flammte es auf dem Kibitzberge, und eine dunkle Gluth auf feinem
Scheitel erhellte die nächste Umgegend. Die Knaben eilten neugierig nach dem
Feuer, und einer derselben holte eine Kohle hervor, um sich die Pfeife
anzuzünden. Wahrscheinlich war vom Abendthau der Taback feucht geworden, denn
derselbe wollte nicht brennen und der Junge mußte die Pfeife unverrichteter
Sache in die Tasche stecken. Am andern Morgen aber lag in der Pfeife statt
der Kohle ein Goldstück. Aufs
Eifrigste wurde nun der Kibitzberg von Alt und Jung nach den kostbaren Kohlen
durchstöbert; aber es fanden sich höchstens Kieselsteine, und nach denen war
Keiner lüstern. Einmal
machten in einer Johannisnacht sich drei Bauern auf den Weg, um den Schatz zu
heben, welcher auch um die Mitternachtsstunde glücklich zum Vorschein kam.
Vor Beginn der Arbeit legten die Bauern sich gegenseitig das
unverbrüchlichste Stillschweigen auf, da bekanntlich das geringste Wort die
Zauberei unwirksam und den Schatz verschwinden macht. Alles
schien glücklich von Statten zu gehen. Da brauste ein Wagen heran, bespannt
mit vier kohlschwarzen, schnaubenden Rossen. Neben den Schatzgräbern hielt
das Fuhrwerk und zwei riesige Gestalten stiegen aus. Im Nu hatten sie einen
Galgen errichtet. Mit der Gewandtheit eines Affen kletterte einer von diesen
Kerlen auf den Querbalken des Galgens und ließ eine schwere eiserne Kette
hinabrollen, welche der untenstehende Kamerad ergriff. „Wer soll
der Erste sein?“ brüllte dieser nach oben. „Nimm nur
den Rothharigen!“ war die Antwort. „Ach,
Herr, Kinne! mie nich, ick hess Fru und Kinne tau Hus!“ („Ach, Herr, Kinder!
mich nicht, ich habe Frau und Kinder zu Hause“) schrie entsetzt der
rothharige Schatzgräber. Ein Krach, ein Schlag - Todtenstille! Alles und auch
der Schatz war verschwunden. |
Wunderbare Erlebnisse eines Knechts aus Alt-Krenzlin bei Ludwigslust in
einer Fastnachtsnacht, J.J.F. Giese / Strohkirchen (aus
„Mecklenburgische Volkssagen“) Es mag zu
Anfang der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gewesen sein, als die
jungen Leute in Alt-Krenzlin wieder, wie schon oft, ihr Fastnachtsbier
hielten und lustiger und wilder denn je auf demselben lebten. Wer sich nicht
voll soff, war kein Mann und verdiente nicht, mit den übrigen Knechten
umzugehen; wer es aber allen Andern zuvor thun konnte, war gern gesehen und
alle buhlten um seine Freundschaft. Ein solcher war Johann, der Großknecht
des Hauswirths B. Er verstand sich nicht nur besser aufs Saufen denn Alle,
die sonst noch da waren, sondern sein Maulwerk verstand auch besser mit
Schimpf- und Fluchworten und mit unzüchtigen und garstigen Redensarten umzugehen,
als das der Andern. Er war der Held des Tages; wenn Andere einen Schnaps
tranken, mußte er zwei trinken. Also ging es fort bis an den zweiten Tag,
Abends 10 Uhr, wo Alle mit Schrecken gewahr wurden, daß das Brannteweinsanker
leer sei und daß nun die Sauferei aufhören müsse, da in Krenzlin keine
Gastwirthschaft war und dort andere Leute dieses Getränk nicht feil hatten. Johann
mußte bestimmen, wie es weiter werden sollte; war er als Meister im Zechen
zufrieden, so wolltens auch die Andern sein. Doch dieser wollte sich nicht
geben, es müsse Branntewein sein, wenn man lustig leben wolle, weshalb
sogleich zwei Knechte nach dem Klosterkrug in Picher sollten, um noch sechs
Kannen vom „besten Ende“ zu holen. Von den anwesenden Knechten wollte aber
keiner in der späten und dunklen Nacht den Tanzboden verlassen, um nach
Picher zu laufen. Da mußte endlich Johann sich bequemen, wollte er anders das
gewünschte Getränk haben, und zwei der übrigen Knechte begleiten. Um 12 Uhr
konnten sie wieder heim sein. Als sie
ihrer Drei das Haus verließen, sprach Johann in seiner übermüthigen Weise:
„Wenn nu dei Düvel Einen von uns hahlt, könn’n dei Twei doch seihn, wo hei
mit em blifft!“ („Wenn nun der Teufel Einen von uns holt, können die Zwei
doch sehen, wo er mit ihm bleibt!“). Diese Worte schienen ihm jedoch aufs
Herz gefallen zu fein, denn wider seine Gewohnheit ging er hiernach ruhig
neben seinen Kameraden dahin, bis sie in Picher anlangten. Im Klosterkrug lud
jeder ein Lägel (kleines Tönnchen) mit zwei Kannen Branntewein auf seine
Schulter, um alsobald den Heimweg wieder anzutreten. Johann that dasselbe.
Wieder unterwegs blieb er aber nicht mehr bei seinen Gefährten, sondern ging
etliche Schritte hinter ihnen her; bald trennte ihn ein größerer Raum von
ihnen; endlich hörte er sie nicht mehr. Diese jedoch waren zurückgekommen,
sich nach ihm umzusehen, da sein Benehmen ein sonderbares, gegen früher ein
ganz anderes war. Auf ihr Befragen, Müdigkeit angebend, bat er, sich nicht
nach ihm aufzuhalten. Allein jene, Alles für ihn fürchtend, beschlossen trotz
seines Abwehrens bei ihm zu bleiben; waren sie ja doch schon über halb nach
Hause. Nicht lange hatten sie gegangen, als Johann schon wieder hinter seinen
Gefährten zurückblieb. So lange diese ihn noch sehen konnten, schritten sie ruhig
vorwärts, als er aber ihren Augen entschwunden war und auf ihr Rufen keine
Antwort erfolgte, kehrten sie aufs Neue um, ihn zu suchen. Diese Mühe war
aber vergebens, denn so viel sie immer suchen und rufen mogten, Johann war
und blieb verschwunden. Betrübt
kamen die Boten zurück zur Fastnachtsfeier, ihre traurige, Johann betreffende
Mähre verkündigend, worüber Alles in die größte Bestürzung gerieth. Sogleich
aufbrechen und den Verlornen nachsuchen, schien den Meisten das Beste; doch
Andere, welche seine letzten Worte beim Weggehen wol vernommen hatten,
widerriethen, da solches in der Nacht doch zu nichts helfen würde; sie
wollten lieber nach dem ersten Hahnenschrei, mit welchem alle höllischen
Geister die Erde verlassen und in ihre eigentliche Behausung zurückkehren,
die Nachsuchung beginnen, da ihnen sonst der Teufel wer weiß wie viele
Schlingen legen könnte. Bald war man diesem Vorschlage beigestimmt. Der erste
Hahnenruf erschallte etwa um zwei Uhr vom Wiemen herab. Mit ihm war das
Zeichen zum Aufbruche gegeben. Alles rüstete sich zur Abreise. Jedoch noch
hatten die Vordersten die Thüre nicht erreicht, als ihnen Johann, zwar
leichenblaß und an allen Gliedern zitternd, im Übrigen aber gesund und
wohlbehalten, sein Lägel in der Hand entgegen trat. Nun ging
es an ein Wundern, und des Fragens an Johann wollte kein Ende nehmen. Johann
aber schwieg von seinem mährchenhaften Verschwinden wie das Grab, keine Sylbe
war hierüber aus ihm heraus zu bringen. Er wurde von nun an ein ganz anderer
Mensch und den Anfang machte er sofort, indem er sein Lägel niedersetzend
sagte: „Nu hollt Fastelabend so vähl Jie willt, ick äwa gah tau Hus!“ („Nun
haltet Fastnacht so viel Ihr wollt, ich aber gehe nach Hause“). Johanns
Bekehrung war denn auch wirklich keine vorübergehende. War er vorher, der
wildeste aller Knechte des Orts gewesen, wurde er jetzt gerade das
Gegentheil. Zurückgezogen und still verlebte er die ersten zehn Jahre nach
diesem Ereigniß, keinen Tanzboden besuchend und überhaupt alle fröhlichen
Gesellschaften so viel wie thunlich meidend. Darnach fing er zwar wieder an,
fröhliche Gesellschaften aufzusuchen und sich die Tanzlustbarkeiten
anzusehen, doch nie hat er wieder versucht zu tanzen, nie hat seine Lippe den
Branntewein und seine Hand die Karte wieder berührt. Als er
sich in seinen alten Tagen freier über das Erlebniß jener Nacht
ausgesprochen, da hat man auch von ihm erfahren, daß sein Zurückbleiben an
dem so verhängnißvollen und doch so segensreichen Abend Anfangs nur Folge von
Ermattung gewesen sei, daß aber darnach, als er seine Gefährten aus dem
Gesichte verloren hatte, er unversehens, selber nicht wissend, wie es
eigentlich zugegangen, auf einen Ziegenbock zu reiten gekommen sei, der ihn
durch die Lüfte davon getragen habe. Hoch über den Kirchthurm in Picher sei
der Ritt hinweg gegangen und über alle die Oerter, in welchen er als Junge,
Klein- oder Großknecht schon gedient hatte, bis er sich endlich, aller seiner
Jugendgebete sich wieder erinnernd, so herzlich und inbrünstig wie nie im
Gebet zu Gott gewendet und alles Gute angelobt habe. Als sein Gebet beendet,
seien alle die Dörfer besucht gewesen, in denen er je gedient hatte, und in
sausendem Ritte sei er mit seinem wunderbaren Reitpferde Krenzlin zugeeilt,
wo eben vom Dorfe herauf der erste Hahnenruf an sein Ohr gedrungen sei. Bei
diesem Geschrei sei der Ziegenbock aber, ihn eben nicht sanft absetzend,
davon geeilt, worauf er so schnell wie möglich sich seiner Last, der zwei
Kannen Branntewein, zu ledigen gesucht habe. |
Die
Kinderkuhle bei Dömitz, L. Kreutzer (aus „Mecklenburgische
Volkssagen“) In jener
Zeit, da noch die Hexenprozesse in Deutschland, also auch in unserem lieben
Mecklenburg, ihre traurige Rolle spielten, lebte in Dömitz eine Jungfrau, die
allgemein geachtet und geehrt war. Sie besaß eine für die damalige Zeit
außergewöhnliche Geschicklichkeit in Verfertigung allerlei kleiner
Kunstsachen. Die
Kinder hingen mit Liebe an die sittige, sanfte Jungfrau und lernten wunderbar
schnell selbst die kleinen Spiel- und Putzsachen verfertigen, wenn die Jungfrau
sie darin unterrichtete. Das war der Dummheit unbegreiflich. Mit rechten
Dingen könne so etwas nicht zugehen, meinte man. Die Jungfrau wurde
gerichtlich eingezogen und sollte bekennen, daß sie mit dem Bösen im Bunde
stehe. Sie betheuerte, beschwor ihre Unschuld. Aber die Folter bewies ihre
Kraft und erpreßte aus der Unglücklichen das Geständniß der Zauberei. Doch
damit waren die Blutmenschen nicht zufrieden. Die Arme mußte auch bekennen,
daß auch die unschuldigen Kindlein in die Kunst der Zauberei eingeweiht
seien. An einem
Morgen schleppte man die vermeintliche Hexe mit den unschuldigen Kleinen aus
der Stadt, begleitet von einer großen Menschenmenge. An einem ziemlich großen
Teiche machte der Zug Halt. Der Scharfrichter trat hervor, und den unglücklichen
Geschöpfen wurden eines nach dem andern die Adern geöffnet, und ihr
purpurrotes Blut rieselte hinab in den Teich, bis alle verblutet waren. Das ist
die „Kinderkuhle“ bei Dömitz, dicht hinter der sogenannten neuen Schleuse. Der Sage nach
sind in jüngerer Zeit in demselben Wasser sieben Kinder, die Confirmanden aus
den beiden Dörfern Polz und Schmölen, ertrunken. Bei den kleinsten Kindern
ist die „Kinderkuhle“ Gegenstand einer gewissen Verehrung, denn sie ist das
Wasser, meinen sie, woraus der Storch ihre Schwesterchen und Brüderchen und
sie selbst geholt habe. |
Das untergegangene Kloster im See bei Neustadt, V. zu W. (aus „Mecklenburgische Volkssagen“) Wenn ich
in meiner Jugend von meinem Vater die Erlaubniß zum Schlittschuhlaufen auf
dem Neustädter See erhalten hatte, war meine Großmutter während dieser Zeit
immer in großer Unruhe, indem die tückische Eisfläche häufig ein Opfer
forderte. Da ich gern Geschichten von ihr hören mogte, so erzählte sie mir
selbige gern, wenn ich versprach, nicht nach dem See gehen zu wollen. Nachstehende,
dem Sagenkreise angehörende Erzählung ist mir noch besonders im Gedächtniß
geblieben, und möge selbige hier ihren Platz finden. Ich lasse meine
Großmutter selbst erzählen: „Wo jetzt
der Neustädter See in einer ebenen Fläche sich erstreckt, hat früher ein
großes Kloster mit mächtigen Thürmen und herrlichen Glocken gestanden. [Nach
einer andern Sage soll auf dem Grunde dieses Neustädter Sees, gewöhnlich der
weiße See genannt, die alte versunkene Stadt Glebe liegen.] Die Bewohner sind
aber sehr gottlos gewesen, und so ist endlich das Strafgericht Gottes über
sie herein gebrochen. Das prächtige Kloster ist untergegangen und von aller
seiner Pracht keine Spur übrig geblieben. Nur am Johannistage in der Mittagsstunde
kann man, wenn man sich am Ufer des Sees auf die Erde legt und horcht, die
Töne der Glocken dumpf aus der Tiefe heraus hören. Auch sehen Vorübergehende
manchmal in hellen Nächten eine Klosterfrau am Ufer des Sees sitzen, welche
eifrig mit Waschen beschäftigt ist und dazwischen laute Klagerufe ausstößt.
Wenn diese Erscheinung stattgefunden hat, dann fordert der See in der
nächsten Zeit wieder ein Opfer. Es sind
nun schon viele Jahre her, da hatte man zu verschiedenen Malen die
Klosterfrau wieder am Ufer des Sees gesehen. Einige Tage darauf kam ein
Kärrner mit seinem Fuhrwerk am See vorbei. Er wollte seine Pferde tränken und
fuhr mit dem Wagen in den See hinein, wo er wenig Vorland hat, sondern
schnell tief wird. Den bergabgehenden Wagen konnten die Pferde nicht mehr
aufhalten, und der Mann fand mit seinen Pferden den Tod in den Wellen.“ „Auch vor
einigen Wochen“, setzte die Großmutter warnend hinzu, „hat man die
Klosterfrau wieder gesehen und ihren Ruf gehört, und der See will wieder sein
Opfer haben. Darum gehe mir zu Liebe nicht auf den See, sondern bleibe auf
den Wiesen der Elde, wo keine tückische Klosterfrau den Menschen nachstellt.“ |
Einmal
kam ein Hexenmeister nach Leussow und gab an, er könne durch einen dicken Eichbaum
hindurch kriechen. Er machte sich auch daran, und alle Leute konnten sich
nicht genug wundern. Da kam des Schulzen Tochter hinzu, die hatte ein
vierblättriges Kleeblatt gefunden. Dagegen hilft aber kein Augenverblenden.
So sah sie denn, dass der Mann gar nicht durch den Stamm hindurch kroch. Als
sie dies den anderen Leuten sagte, wurde der Hexenmeister zornig, nahm seine
Fiedel und fiedelte so lange, bis das Mädchen wie ein Kreisel drehte und
zuletzt hinfiel. Als man sie aufrichtete, war sie an Händen und Füßen lahm
und ist es auch zeitlebens geblieben. |
Zwischen
Leussow und Menkendorf, nahe an der Rögnitz, liegt, von Wiesen
eingeschlossen, der alte Burgwall der slawischen Smeldinger, ein hoher,
kreisförmiger Erdwall, der auf der Westseite eine Einfahrt hat. Hier hauste
vor vielen, vielen Jahren ein Räuber, der nicht nur das Geld und Gut der
Bauern der ganzen Umgebung bedrohte, sondern zuletzt auch ein Mädchen aus
Grebs gewaltsam entführte. Der Mann
war ein roher und gewalttätiger Mensch, wegen seiner Stärke und
Verschlagenheit überall gefürchtet. Doch niemand wusste, wo sich der Räuber
versteckt hielt. Sieben Jahre behielt der böse Mann das arme Mädchen bei sich
und bekam jedes Jahr mit ihr ein Kind, dem er aber gleich nach der Geburt den
Hals abschnitt. Da halfen all kein Weh und Ach und keine bitteren Tränen der
Grebserin. Den abgeschnittenen Schädel warf der schreckliche Räuber in ein
Ameisennest, holte ihn nach wenigen Tagen wieder heraus, und so prangten an
seinem Gürtel sieben kleine Schädelchen, womit er auch seine Feinde
abzuschrecken versuchte. Um sich aus diesem qualvollen Leben zu befreien,
verbarg die Frau ihre Sehnsucht nach dem Heimatdorf und nach Freiheit und
stellte sich ganz zufrieden. Wenn der Burgwallräuber von einem Beutezug aus
den Dörfern heimkehrte, machte er ihr regelmäßig ein kostbares Geschenk. Doch
nichts konnte sie über ihre Traurigkeit hinwegtrösten. Einst bat sie ihren
Mann, den Eldenaer Herbstmarkt besuchen zu dürfen. Der Arglistige gestattete
es, sie musste aber schwören, wiederzukommen und seinen Aufenthalt nicht zu
verraten. Außerdem schüchterte er die ängstliche Frau ein und drohte, sonst
grausam Rache nehmen zu wollen. Da versprach sie alles, zog los und machte
sich auf den Weg nach Eldena. Hier traf sie ihre Bekannten und Verwandten,
die sie längst tot geglaubt hatten und nun mit Fragen in sie drangen. Doch
sie schüttelte immer nur den Kopf und verweigerte jede Auskunft, da sie
geschworen hatte. Auch saß ihr die Angst vor dem Unhold im Nacken. Auf dem
Markt kaufte die Grebserin allerlei Sachen, die sie gebrauchen konnte, aber
auch einen Beutel mit Erbsen. Auf dem Rückweg streute sie diese auf dem Wege,
den sie zum Burgwall nahm, aus. Ihre Verwandten folgten ihr jedoch heimlich von
ferne. Als sie
in die Nähe des Räubernestes kam, erkannte sie an den Spuren des Pferdes, die
nach außen gingen, dass der Räuber ausgeritten sei. Er hatte, um Verfolger zu
täuschen, seinem Pferde die Hufeisen verkehrt aufgeschlagen. Jetzt kehrte das
Mädchen zu ihren Verwandten zurück und beratschlagte mit ihnen. Jeden Mittag
nach dem Essen musste sie sich auf des Mannes Schoß setzen und sein Haar
streichen, bis er eingeschlafen war. Sie verabredeten nun, sie solle, wenn er
eingeschlafen sei, ein langes Seil um seinen Hals legen, das wollten die
Draußenstehenden anziehen und ihn so erwürgen. Am anderen Tag schlichen die
Helfer unbemerkt wieder hinzu, und alles wurde in verabredeter Weise
ausgeführt. So erhielt der Unhold seine Strafe, das Mädchen kehrte nach Grebs
zurück. Die vorgefundenen Schätze teilten sich die Dorfbewohner. |
Das
Grab des Slawenkönigs Wantzka bei Karenz In der
Nähe des Dorfes Karenz liegt der Wantzeberg. Er führt der Sage nach seinen Namen
nach dem alten Slawenkönig Wantzka. Der Fürst soll auf der so genannten
Steinburg (Steenborg) begraben sein, einer der Kuppen, die sich auf den Höhen
des Berges erheben. Der östliche Abhang der Steinburg führt den Namen
Swantewit, auch Swanswit genannt. Hier sollen dem slawischen Gott Swantewit
Opfer dargebracht worden sein. Als der
letzte Slawenkönig, der bei seinem Volk sehr beliebt war, starb, beschlossen
sämtliche auf dem Berge wohnenden Slawen, alles Gold, Silber und Kupfer
zusammenzubringen und ihrem König daraus Särge zu machen. Es wurde
ein Sarg aus Gold angefertigt, der Tote in ihn hineingelegt und der Sarg
verschlossen. Der goldene Sarg wurde in einen silbernen, dieser in einen
kupfernen gesetzt. Zuletzt türmten die Stammesangehörigen noch eine steinerne
Packung darüber. Schild, Bogen und Schwert wurden dem Verstorbenen mit in die
Grabanlage gelegt. Nach vielen Jahren prophezeite eine Frau, die einen
Erdspiegel besaß, mit dem sie alle in der Erde verborgenen Schätze sehen
konnte, dass das Begräbnis des Slawenkönigs auf dem Wantzeberg wäre. Viele
versuchten in früheren Jahrhunderten schon in der bezeichneten Gegend das
heimlich angelegte Grab zu finden. Es wird immer wieder erzählt, dass die
vielen Löcher in den Wäldern auf den Hügeln von ihrer vergeblichen Arbeit
zeugen. Einer alten Frau träumte einmal, sie sehe die Stelle, und es sei ihr
offenbart worden, dass man zuerst auf Steine stoßen werde. Der Traum kehrte
dreimal wieder. Sie hätte selbst nachgraben sollen! Die Frau sagte es aber
ihrem Sahne, der mit einem Freunde auch an der Stelle nachgrub. Sie fanden
zwar eine Menge Steine, aber keinen Sarg. So ist das Grob des Slawenfürsten
immer noch nicht gefunden worden. Doch die Überlieferung verstummt nicht. |
Ach
viel zu früh bist du von mir gegangen Dieses Gedicht, geschrieben vom
Prediger in Gammelin, Andreas Friderich Jacob KOCH, anlässlich des Todes
seiner 12-jährigen Tochter Louisa Elisabeth Christiana Ulrika Koch (+17.08.
1814, Parchim), befindet sich im Bestattungsbuch Gammelin 1788-1834 im
Jahrgang 1814. Ich habe es, da er dem Gedicht keinen Namen gab, „Ach viel zu
früh bist du von mir gegangen“, genannt. Ich fand es zu schade es einfach nur
im Kirchenbuch zu belassen, nun kann es jeder lesen: Ach viel
zu früh bist du von mir gegangen Du
schöne, stolze Blume blühst nicht mehr! Doch
nein! Und schöner noch wirst du jetzt
prangen Verpflanzt
nach Eden überm Sternenheer. Zerfallet
immerhin ihr morschen Trümmer, Verzehret
die Hülle Todtenwürmer ihr, doch
unverzehret bleibt deine Seele immer Sie wird
nicht staub und sie verweilt nicht hier Sie lebt
unsterblich dort im Engelskleide Dies ist
der Lichtstrahl in dein finster Grab sie lebt
und schaut nun zu der Himmelsfreude Verklärt
auf dieses Tränenthal herab So schlummer
sanft in deiner kühlen Kammer den
Todesschlaf du heißgeliebte du! Entflohen
bist Du allen Erdenjammer dein Loos
ist lieblich süß sey deine ruh. Einst
geht dann auch am großen Tag der Erndte Dein
Staub hervor aus deiner finstern Gruft der dich uns
gab der dich von uns entfernte Belebt
ihn wenn er alle Todten ruft. Dann wird
er wieder glücklich uns vereinen wir
werden ewig dann beysammen sein und dann
nicht mehr der Trennung Thränen weinen Nun ewig
uns von Gottes Thron freun. |
Dei
witte Spök, Hans-Heinrich Klatt Up den
Schaulweg Malk/Göhren süll dat je vör Johren ok spöken. So ne Ort Kierl süll
dor nachts rümmegeistern, säden wöck. Nu keem mal eins ’n Deern allein ut
Malk von ’n Danzen – dat wier woll so nachts Klock twölf – un wull nah Göhren.
Up einmal seg sei dor ’n swatten Kierl ankamen. Tauierst dacht sei, dat dei
Kierl sei upluert harr un nah Hus bringen wull. Dei Kierl blew aewer bi so’n
lütten Busch stahn un – weg wier hei! Nah’n Ogenblick keem hei wedder tau ’n
Vörschjien; aewer wat wier dat? Nu seg hei ganz witt ut. „I“, dacht dei
Deern, „dit kann nich up rechte Ort un Wies taugahn“ und kreegt lange Hacken. Annern
Morgen vertellte sei dat je ehren Vadder. Dei griente sick aewer banning un
sädt: „Deern, du büst woll ’narsch! Dat wier’n Kierl, dei mößt mal ut dei
Büxen.“ |
Hochzeitsbräuche,
Prof. Dr. R. Pagenstecher („Mecklenburg“;
Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg / Landesverein des Bundes
Heimatschutz, 14. Jhrg., Nr. 2) Die
mecklenburgischen Hochzeitssitten, von denen G. Romberg im XIII. Jahrgang
dieser Zeitschrift (1918) S. 66-68 erzählt hat, lassen sich durch uralte
Traditionen erklären, welche allen Völkern der Erde zu allen Zeiten gemeinsam
waren. Einzelne landschaftliche Besonderheiten, die festzustellen stets
wünschenswert und fördernd ist, finden ohne Schwierigkeit ihre Deutung,
sobald man sie auf die beiden primitiven Grundgedanken des Volksbrauches
zurückführt: Schutz vor bösen Geistern und – bei Hochzeiten – Sicherung der
ehelichen Fruchtbarkeit. Von den
Groß Laascher Hochzeitssitten gehört der ersten Kategorie der Brauch an, den
Brautzug mit brennenden Lichtern zu begeleiten. Die Kerzen, welche auf dem
Altar brennen, welche bei Leichenfeiern den Sarg umgeben, welche die Braut
zur Kirche gleiten, sie alle haben die gleiche Bedeutung; die bösen Geister
die das Licht scheuen, fern zu halten. An solchen Wendepunkten des Lebens,
wie es Hochzeit und Tod sind (so auch bei der Geburt und bei heiligen
Handlungen) ist das böse Element besonders zu fürchten, und nichts darf
vernachlässigt werden um es von Haus und Hof und vor allem von den Menschen,
die den Mittelpunkt der Feier bilden, fern zu halten, und zu verhindern, daß
sie in den Körper eindringen. Darum geleiteten im alten Griechenland und Rom
Fackelträger der Brautzug; nicht anders im neuen Griechenland, wo auch das
Brautpaar selbst mit Fackeln einherschreitet und am Altar aus der Hand des
Priesters Lichter entgegennimmt. Ähnliche Sitten finden sich in Hannover und
der Eifel. An anderen Orten stellt man brennende Lichter auf dem Tischplatz
des Brautpaares auf. Nicht anders ist der „Rückerei“ übliche „Lärm auf
Blechpfannen und Deckeln“ zu deuten, den vor der eigentlichen Musik
schreitende Teilnehmer vollführen. Durch ihn werden, wie durch das
Zerschmettern von Gefäßen am Polterabend, die Geister erschreckt und
davongejagt. Übel abwehrende Bedeutung kommt endlich auch der roten Farbe der
Seidentücher zu, die in möglichst großer Zahl „am Hut und am Zaumzeug des
Pferdes“ der Hochzeitsbitter angebracht werden müssen. Zu
solchen Abwehrriten tritt bei Hochzeitsfeiern der Fruchtbarkeitszauber. Die
Verteilung von Nüssen und von Äpfeln, in welche man Geld steckt, ist ein
überall verbreiteter Brauch, welcher durch die Analogie der
Vegetationsfruchtkeit die menschliche befördern soll. Der grüne Kranz der
Braut gehört in selben Kreis, als ein Symbol, das bereits dem Altertum
bekannt war. Daß Groß Laasch der Kranz aus Metall und hoch aufgerichtetem
glänzenden Blüten geht, hängt wiederum mit dem Geisterglauben zusammen: das
glänzende Metall ?eckt die bösen Dämonen. Die
irdenen Schalen, von denen beim Hochzeitsschmaus gespeist wird, sind schön
bemalt mit Tierbildern (bes. Hase, Hahn). Auch diese Bilder werden ihre
Bedeutung haben. Es kann kein Zufall sein, daß gerade Hahn und Hase, die ?n
im klassischen Altertum als Symbole der Fruchtbarkeit galten, und als solche
Attribute der Aphrodite waren, die Teller schmücken. Aus diesem Grunde stellt der Osterhase zu der
Jahreszeit, während welcher sich die Welt erneuert, seine ??le, aus diesem
Grunde wird der Hahn bei böhmischen Hochzeiten geopfert als Tier, das Segen
bringt allen, welche mit seinem Blut bespritz werden. Im
mecklenburgischen Brauch ist diese Idee soweit abgeschwächt, dass die segen-
??denden Tiere nur noch im Bild die Teller zieren, so wie an die Stelle des
Opfertieres im Altertum dessen Nachbildung in Ton oder ein Kuchen mit seinem
??de treten konnte. Vielleicht
ist auch der Knoten im Laken, mit dem sich die Brautführer ??fnen, um die
junge Frau gegen ihre Verführer zu verteidigen, nicht ohne einen ??eren Sinn.
Uralter Volksbrauch ist es, bei der Entbindung alle Knoten im ??se und an den
Kleidern und Haaren der Frau zu lösen, um die Geburt zu ??ichtern. In manchen
Gegenden muß schon bei der Hochzeit ein Knoten am ?telgurt, an den Kleidern
der Brautleute aufgeknüpft werden. Es ist durchaus denkbar, daß der Knoten im
Laken dem gleichen Zweck dient: aufgelöst zu ??den. Um diese Frage beurteilen
zu können, müsste man wissen, ob sich noch ??nd eine Zeremonie mit dem
entknoteten Tuch erhalten hat. Auch das
Kleinste und scheinbar Unwichtigste darf nicht übersehen werden, ? man in die
Denkweise und in die ältesten Traditionen des Volkes eindringen ? sein Leben
und seine Feste verstehen lernen. |
Folgende zwei Texte
stehen am Ende des Jahres 1807 im Kirchenbuch Dömitz
(Taufbuch/Bestattungsbuch) und geben einen Einblick in die damalige
Denkweise, sowie Informationen über das Wetter und die Ernte des Jahres 1807 1807, Mag. Johann Christoph
David Joachim Dieterich Hartmann Durch den
Beispiellosen Krieg, der fast alle
Mächte Europas wieder einander verwickelte, und wobei Frankreich, Russland,
Preußen und der Türkische Sultan auf dem Continente die Hauptrollen spielten,
wurde das geendigte Jahr das merckwürdigste in der Geschichte der neueren
Zeit. Dahin gehört besonders, daß der Krieg zwischen Frankreich und Preußen
sich ganz zum Nachtheil des letztern endigte, indem das ganze Königreich
Preußen von Hollands Grenzen bis hinter den Ufern der Pregel in allen seinen
Theilen von den siegenden Kaiserl. Königl. französischen Truppen und den
Alliierten besetzt und errbart? wurde. Nun erst nachdem zwischen Russlands
und Frankreichs Beherrschern geschloßenen Frieden wurde der König von Preußen
in einen Theil seiner vorigen Besitzungen wieder eingesetzt, und die Elbe zur
Grenze bestimmt. Alle Länder jenseits der Elbe blieben in den Händen der
Sieger und selbst in dem diesseitigen Theile des vorigen Königreichs wurden
auch ansehnliche Districkte und unter denselben die wichtige Stadt Danzig mit
deren Gebiet von dem kleinen Überreste getrennt. Zu den von Frankreichs
Kaiser schon gestifteten neuen Königreichen, wurde in dem geendigten Jahre
noch das Königreich Sachsen und das Königreich Westphalen errichtet und
hinzugefügt, es wurde der Rheinbund erweitert und geschloßen und vielen
Deutschen Fürstenthümern eine neue Gestalt gegeben. Unser durchl. Herzog,
welcher mit seiner erlauchten Familie im Anfange des geendigten Jahres seine
Erbländer verließ, und 26 Wochen hindurch in Altona seinen Aufenthalt
genommen hatte, wurde durch Russlands Vermittelung zur größten Freude aller
guten Unterthanen wieder in seine Länder eingesetzt und hielte am 11ten July
seinen feierlichen und glänzenden Einzug in Schwerin. Doch wurde auch diese
gerechte? Freude durch einen neuen Schmerz verbittert, indem deßen durchl.
Gemahlin, unsere gnädigst regierende Herzogin noch am Schluß des verfloßenen
Jahres von einer Krankheit betroffen wurde, und zum größten Leidwesen des
ganzen Herzoglichen Hauses und Landes am 11ten Januar Morgens um 7 Uhr d.J.
verschied. Das
verflossene 1807te Jahr war im Ganzen genommen ein für uns fruchtbares Jahr.
Ganz vorzüglich ergiebig war dasselbige an Stroh und Futter, so wie an
Eichmastung und Baumfrüchten; dahingegen die Erdfrüchte und Kartoffeln nicht
so reichlich ausfielen. Ein ansehnlicher Theil des Sommers ward druckwürdig
durch seine außerordendlich drückende Hitze, die in den südlichen Provinzen
des Deutschen Reichs vielen Nachtheil verursachte, bei uns aber einen
Überfluß beschwerlicher Inseckten besonders Mücken erzeugte. Häufige und
starke Gewitter durchkreutzen unsere Gegend schon früher und von allen
Richtungen, jedoch ohne in unserem Lande irgend einen bedeutenden Schaden zu
thun. Dahingegen wurde durch den muthwilligen Leichtsinn eines Knaben ein
großer Theil des hier eingepfarrten Dorfes Polz in die Asche gelegt, wobei
nicht allein viel Vieh sondern auch das Kind eines Dorfbewohners von den
wüthenden Flammen mit verzehret, und mehr als 60 Persohnen, worunter auch 4
Hauswirthsfamilien fast aller ihrer Haabe und Obdachs beraubt wurden. |
Die
Mühlenwerke Markurth in Findenwirunshier, Hermann Otto Die Mühle
„Findenwirunshier“ ist im Jahre 1576 erbaut. Sie war anfänglich und Jahrhunderte
hindurch eine schlichte Wassermühle, auf einer Insel in der Elde angelegt,
nach der die Mühle noch gegenwärtig ihren Namen führt. Wie Insel und Mühle zu
dem Namen gekommen sind, darüber berichtet die Sage wie folgt: „Zwei
mecklenburgische Brüder gingen auf die Wanderschaft. Bald trennten sich ihre
Wege, und bei den damaligen zeit- und Verkehrsverhältnissen hörte niemand
mehr von dem andern. Der eine der Brüder kehrte nach Jahren in die
mecklenburgische Heimat zurück, fand Beschäftigung als Müllergeselle auf der
Wassermühle in Kaliß, und da er ein tüchtiger Müller und braver Mann war, gab
ihm der Besitzer seine Tochter zur Frau. Nach dem Tode des Schwiegervaters
wurde er Besitzer der Mühle, die er weiter ausbaute und für damalige Zeiten
zu einem ansehnlichen Betriebe entwickelte. Zwanzig
Jahre waren seit der Trennung der beiden Brüder ins Land gegangen. Der Müller
saß mit seiner Frau, mit der er eine glückliche Ehe führte, und mit seinen
Kindern am Weihnachtstische. Da klopft es an der Tür. Ein Mann tritt herein,
der von langer Wanderschaft kommt. Er wird an den Familientisch geladen, und
er berichtet von den langen Jahren in der Fremde. Ein Wort gibt das andere,
und im Laufe des Gesprächs stellt sich heraus, daß der Fremde der Bruder des
Müllers ist, der verwundert und zugleich erfreut ausruft: “Finden wir uns
hier?“. Er behielt den Bruder bei sich, der ihm ein treuer, zuverlässiger und
fleißiger Mitarbeiter im Müllergewerbe wurde. Mit vereinten Kräften führten
die beiden Brüder den Betrieb zu ansehnlicher Blüte.“ Wie lange
die Mühle im Besitz der Familie, von der
- der Sage nach – der Name stammt, gewesen ist, wissen wir nicht. Aber
bekannt ist, daß das Müllereigewerbe verhältnismäßig auf hoher Stufe stand.
Die Meister waren zu Innungen zusammengeschlossen, die sich bemühten, einen
tüchtigen Nachwuchs heranzubilden. Davon gibt das nachstehende
Gesellenzeugnis kunde, das zu der Mühle „Findenwirunshier“ in Beziehung
steht. Es hat folgenden Wortlaut: „Wir
geschworene Alter-Leute und andere Meister des löblichen Handwerks der
Müller, in der Hochfürstlichen Mecklenburger Stadt Güstrow, bescheinigen
hiemit, daß der gegenwärtiger Gesell, Nahmens Caspar Fenshen (Fenßen?) von
Wasow gebürtig, so 20 Jahre alt, und von Statur mittelmäßig auch gelbliche
Haaren, bey uns allhier 1 Jahr – Wochen in Arbeit gestanden, und zwar bey dem
Mühlenmeister Plagemann in der Mühle Findenwirunshier und sich solche Zeit
über treu, fleißig, still, friedsam und ehrlich, wie einem jeglichen
Mühlenburschen gebühret, verhalten, welches wir also attestiren, und
deshalben unsere sämtliche Mit-Meister, diesen Gesellen nach
Handwerks-Gebrauch überall zu fördern, geziemend ersuchen wollen. Güstrow,
den 6. September Anno 1786, Unterschriften
der Alter-Leute und Landen-Meister; Stadtsiegel Güstrow“ Wie lange
vorher der in vorstehender Urkunde genannte Plagemann samt seinen Vorfahren
im Besitz der Mühle gewesen ist, wissen wir nicht. Aber das ist uns bekannt,
das bald nach dem Jahre 1786 ein Markurth als Mühlenbesitzer der Wassermühle“
Findenwirunshier“ auftritt. Bestimmt seit dem Jahre 1790 ist die Familie
Markurth bis heute ohne Unterbrechung Besitzer dieses in unserer nächsten
Nähe bedeutsamen Müllereibetriebes. Mit klugem Geschäftssinn haben die
Glieder der Familie sich der Entwicklung entsprechend umzustellen gewusst.
1876 richteten sie eine Handelsmüllerei ein. 1903/04 wurde die Mühle im
Innern völlig umgebaut und für automatischen Betrieb eingerichtet. Aber
fortgesetzt bis in unsere Tage sind Verbesserungen und Vergrößerungen
vorgenommen worden, so daß heute das Werk technisch auf voller Höhe steht.
Ein Gang durch die Mühle zeigt, daß Staubfilteranlage, Reinigungsmaschinen,
Getreidewaschanstalt, Silospeicher ebenso den neuzeitlichen Anforderungen
entsprechen wie die verschiedenen zahlreichen Mahlgänge und die Lokomobilen.
So ist es erklärlich, daß die täglichen Leistungen der Mühle ohne
Höchstanspannung ein Vermahlen von 50 Tonnen (1000 Zentner) Getreide
aufweisen. Gemahlen werden Roggen und Weizen. Der Umfang des Geschäftsbetriebes erstreckt sich auf 150 Kilometer im Umkreise. Zu seiner Bewältigung diesen eigene Gespanne, Lastautos, Motorkähne und in großem Umfange auch die Eisenbahn, zu der die Lastautos als Zubringer Verwendung finden. Daneben besteht ein mustergültiger landwirtschaftlicher Nebenbetrieb mit Getreidebau, Riesel- und anderen Wiesen, Rindvieh- und Schweinezucht. |
wird erweitert…
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lesbarer Titel |
GIESE, J.J.F. |
Wunderbare Erlebnisse eines
Knechts aus Alt-Krenzlin bei Ludwigslust in einer Fastnachtsnacht |
GILLHOFF, Johannes |
Jürnjakob Swehn der
Amerikafahrer |
HARTMANN, J. C. D. J. D. |
1807 |
JÜRGENS, Albert |
Hauptfach Religion |
KLATT, Alice |
Wat? Du wist Schaulliehrer
sein…? |
KLATT, Hans Heinrich |
Christenglauben |
KLATT, Hans Heinrich |
Das erste Veloziped in
Ludwigslust |
KLATT, Hans Heinrich |
Dei Spök von ’n Wischengang |
KLATT, Hans Heinrich |
Dei witte Spök |
KLATT, Hans Heinrich |
Frühling |
KLATT, Hans Heinrich |
Wenn bei Capri die rote
Sonne |
KLATT, Hans Heinrich |
Zum Namen Grise Gegend |
KOCH, Andreas F.J. |
Ach viel zu früh bist du
von mir gegangen |
KREUTZER, L. |
Der spukende Bürgermeister
auf dem Mittelwerder bei Dömitz |
KREUTZER, L. |
Die goldene Wiege im
Kibitzberge bei Dömitz |
KREUTZER, L. |
Die Kinderkuhle bei Dömitz |
NEUMANN,
G. F. C. |
Der
spukende Trommelschläger in dem unterirdischen Gange zwischen der Festung
Dömitz und der hannoverschen Stadt Danneberg |
OTTO, Hermann |
Die Mühlenwerke Markurth in
Findenwirunshier |
PAGENSTECHER, R. |
Hochzeitsbräuche |
ROßMANN, Rolf |
1741: „Pferdemusterung“ und
ihre Folgen |
ROßMANN, Rolf |
Anekdote um eine
Präsidententochter |
ROßMANN,
Rolf |
Der Bau der Eisenbahn
Ludwigslust - Dömitz brauchte einen langen Anlauf |
ROßMANN, Rolf |
Der lange Tischler |
ROßMANN, Rolf |
Die Sage vom Weißen Roß |
ROßMANN,
Rolf |
Eldena gehörte einst zum
Kirchspiel Malk |
ROßMANN, Rolf |
Freud oewer dat nige Hus |
ROßMANN, Rolf |
Gutes Geld für gute Noten |
ROßMANN, Rolf |
Hexenwahn im 17.
Jahrhundert, auch in Göhren |
ROßMANN, Rolf |
Im November 1893 gründete
sich die Molkerei-Genossenschaft Eldena |
ROßMANN, Rolf |
Luftpostpioniere 1919 bei
Dömitz notgelandet |
ROßMANN, Rolf |
Luftschiffe über
Südwestmecklenburg |
ROßMANN, Rolf |
Natascha starb kurz vor
Kriegsende |
ROßMANN, Rolf |
Vom Marinearsenal in Malliß |
ROßMANN, Rolf |
Von Malliß nach Lübtheen fuhr
man mit der Eisenbahn |
ROßMANN, Rolf |
Wandertage zum Alt-Kalißer
Reuterstein haben Tradition |
SCHENCKE, Bernhardine |
Die alte Mühle |
SCHENCKE, Bernhardine |
Die Baugeister |
SCHENCKE, Bernhardine |
Die Schlangenkönigin |
SCHENCKE,
Bernhardine |
Räuber Wockerpenning |
THEE,
Hans-Ulrich |
1985 begeht Grebs das
700jährige Jubiläum |
THEE,
Hans-Ulrich |
Als noch getreidelt wurde |
THEE,
Hans-Ulrich |
Als die Elde zum erste Male
erwähnt wurde |
THEE,
Hans-Ulrich |
Gütertransport auf der Elde |
Quellenverzeichnis:
‚Erde will ich wieder werden’;
Selbstverlag (R. Klatt); Potsdam 2002
‚Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher
und Mecklenburg-Strelitzscher Kalender’ (jetzt Hinstorff);
‚Jürnjakob Swehn der
Amerikafahrer’; Johannes Gillhoff; 1917
‚Sagen – Geschichten –
Aberglauben’; Bent M. Scharfenberg; Berlin 2003
‚Schulerinnerungen aus
Mecklenburg’; Husum; Husum 1992
„Schweriner Volkszeitung“,
Schwerin, 1979
„Mecklenburg Magazin“ vom
21.08.1998
sowie Beiträge im
‚Ludwigsluster Tageblatt’ 1995, 1996, 1997, 1998, 2007
„Land und Leute“ Heft 2,3/1959
„Mecklenburgs Volkssagen“; M.
Dr. A. Niederhöffer, Leipzig 1859
„Mecklenburg, Zeitschrift des
Heimatbundes Mecklenburg / Landesverein des Bundes Heimatschutz“; 1919